Typ: |
Orientierungsfeuer, Warnfeuer
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Internationale Nr. |
C2588 |
Deutsche Nr. |
216200 |
NGA-Nr. |
116-5864 |
ARLHS: |
FED 026 |
Position: |
54°35'57" N - 13°07'10" E |
Kennung: |
LFl WR 10s [2,4+(7,6) s] |
Bauwerkshöhe: |
27,5 m |
Feuerhöhe: |
95 m |
Optik: |
Gürtelleuchte F = 700 mm |
Tragweite: |
weiß 21 sm,
rot 15 sm |
Inbetriebnahme: |
22.11.1888 |
Farbfoto: |
August 2010 |
S/W-Fotos: |
Archiv WSA Ostsee |
Der 27,5m hohe Leuchtturm "Dornbusch" wurde 1887/1888 an der Nordspitze der
Insel Hiddensee auf dem 72 m hohen Bakenberg (auch Schluckswieck, Dornbuschhügel
oder Swantiberg genannt) errichtet. |
Mit Ausnahme des Kellergeschosses und der Fundamentsohle, die aus gesprengten
Feldsteinen hergestellt worden ist, besteht der Turm aus Ziegelmauerwerk.
Auf dem Turm befindet sich ein eisernes Laternenhaus mit einem halbkugelförmigem
roten Kuppeldach. Bereits drei Jahre nach der Fertigstellung fing das äußere
Verblendmauerwerk, insbesondere auf der Westseite, an zu verwittern. Die
Ausbesserungen in den Jahren 1891 und 1895 konnten den begonnenen Verfall des
Mauerwerks nicht aufhalten, so dass in den Jahren 1997/1998 der Ziegelturm mit
schlesischen Verblendsteinen neu verkleidet werden musste. Jedoch zeigten sich
bereits im Jahr 1900 in der Oberfläche feine Haarrisse, die sich sehr bald
erweiterten. Nach einer ausführlichen Untersuchung der Bodenverhältnisse, des
Turmmauerwerks und der Verblendung lag die Ursache eindeutig an der Bauweise der
Verblendung. |
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Diese wurde aus ¼-Hohlsteinen hergestellt, die nur ungenügend durch Mörtel mit
dem Kernmauerwerk verbunden waren und sich durch Temperaturschwankungen vom
Kernmauerwerk lösten. In den 1920er Jahren hatten sich die Risse in dem
Verblendungsmauerwerk so weit vergrößert, dass Wasser und Frost zu einer starken
Verwitterung des unteren Kernmauerwerks führte. Untersuchungen ergaben weiter, dass die Verwitterung
hinter der Verblendung so weit fortgeschritten war, dass bei dem weichen
Kernmauerwerk die Standsicherheit des Turms nicht mehr gewährleistet war und er
mit Stahlbeton ummantelt werden musste. So erhielt der auf einem zwölfeckigen Sockel stehende,
runde Turm 1926 durch Torkretierarbeiten eine
Stahlbetonummantelung und seine heutige zwölfeckige Form. Die letzte große
Sanierung fand 1994 statt.
Die Einrichtung des Feuers bestand aus einem Linsenapparat mit einem Durchmesser
von 1,40 m und 20 einzelnen Linsenfächern. Die Leuchte ruhte anfangs auf einer
Laufrollenvorrichtung und wurde zur Erzielung der Kennung durch ein Uhrwerk mit
Fallgewicht und Umlaufregler gedreht, wobei eine Umdrehung 200 Sekunden dauerte.
Anfangs diente ein 5-dochtiger Petroleumbrenner als Lichtquelle. 1908 wurde ein
roter Sektor zwischen 23° und 53° eingerichtet. Im September 1915 eretzte man
die verschlissene Laufrollenvorrichtung der Linse durch ein Kugellager aus
Kruppstahl und erneuerte den Gewichtsaufzug mit verzinkten Stahlseilen. In den frühen 1920er Jahren wurde
ein Benzolglühgasbrenner auf einem festen Tisch angeordnet. Der Brennstoff wurde
ihm von zwei im Laternenvorraum untergebrachten abwechselnd betriebenen Anlagen
zugeführt. 1924 hat man am Leuchtturmstandort eine Signalstation mit wechselnden
Flaggen errichtet.
1927 wurde die Insel Hiddensee an das Stromnetz der
Überlandzentrale
angeschlossen. Damit rückte der Stromanschluss des Leuchturms und der
Nebelsignalstation in greifbare Nähe. Nach Einbaggerung eines Seekabels zwischen
Rügen und Hiddensee verlegte man ein Erdkabel von Kloster bis zu einem
neu aufgestellten Transformatorhaus am Leuchtturm.
Als neue Lichtquelle wurde eine Glühlampe 200 Volt / 1000 Watt
eingesetzt und
das Licht gleichzeitig auf Sektorenfeuer umgestellt. Für den Fall von Störungen im
elektrischen Betrieb war als Ersatz für die elektrische Lampe eine
Flüssiggaslampe mit einem Durchmesser von 80 mm vorgesehen, die sich bei Stromunterbrechung
mit 12 Sekunden Verzögerung selbsttätig an die Stelle der erloschenen Glühlampe
in den Fokus der Linse drehte. Mit dieser
federgespannten Lampenwechselvorrichtung wurde eine
Alarmvorrichtung (Weckeranlage) verbunden, die bei Verlöschen der elektrischen
Glühlampe dem diensthabenden Wärter in seiner Wohnung eine Meldung gab. Die
Lichtstärke der Hauptlichquelle betrug 45.000 Hefnerkerzen, die der
Ersatzlichtquelle 43.000 Hefnerkerzen.
Der Brennstoffverbrauch des Flüssiggaslichts betrug rund 400 Liter pro Stunde.
Für den Flüssiggasglühbrenner wurde in einem Kessel und teilweise in Gasflaschen
ein genügend großer Vorrat an Leuchtgas aufbewahrt. Neben dem Flüssiggas war mit
Rücksicht auf die Abgeschlossenheit der Insel Hiddensee auch noch ein Vorrat von
500 kg Leuchtbenzol vorgesehen. Zweck dieser Maßnahme war, dass bei Ausfall des
elektrischen Stroms und gleichzeitiger Störung in der Flüssiggasanlage der
Betrieb des Leuchtfeuers gesichert blieb. 1939 wurde die Lichtleistung durch
eine 2000 Watt Osram Scheinwerferlampe auf 110.000 Hefnerkerzen erhöht. Heute dient als Lichtquelle eine
Halogenmetalldampflampe mit einer Leistung von 2.000 Watt.

Gürteloptik mit Lampenwechsler in den 1970er Jahren
Das Leuchtfeuer Dornbusch kennzeichnet die gefährliche Nordspitze der Insel Hiddensee, die
wie ein Keil in die Ostsee ragt und weist den Schiffen den Beginn der Fahrrinne
nach Stralsund.
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Seit 1888 wurden bei nebeligem Wetter vom Hochufer auf Hiddensee
alle fünf Minuten Knallsignale durch einzelne Kanonenschüsse abgegeben. Zwei Jahr
später wurde an gleicher Stelle eine Nebelsignalstation eingerichtet und der
Abstand der Knallsignale auf zehn Minuten geändert. Ab März 1911 wurden die Kanonenschüsse durch
zwei Nebelhörner ersetzt, die im Dach des alten Kanonenschuppens untergebracht
waren. In den 1950er Jahren hat man eine automatische Nebelwarnanlage auf einem Stahlgerüst mit
Membransendern aufgebaut. Der Sender gab Schallsignale mit einer Kennung nach dem
Morsebuchtaben H (Hiddensee) ab, und zwar: (Ton 11s, Pause 19s) Wiederkehr
30 Sekunden. Die Tonhöhe betrug 300 Hz (45°-200°). Das Bild rechts stammt von 1953. |
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Entsprechend internationaler Empfehlungen wurde die
Nebelsignalanlage 1987 abgeschaltet und anschließend zurückgebaut, denn die
relativ ungenaue Orientierung nach akustischen Signalen war neben den modernen
Navigationsmöglichkeiten fast bedeutungslos geworden. Der Leuchtturm Dornbusch wurde
im Frühsommer 2023
letztmalig saniert. Das Wahrzeichen von Hiddensee, nördlich von dem Ort Kloster kann
seit 1994 über 102 Stufen bestiegen werden. Von der Galerie aus hat
man eine schöne Aussicht auf die Ostsee, die Boddenlandschaft, Rügen
und das Festland. Ab Windstärke 6 bleibt der Turm aus
Sicherheitsgründen geschlossen. Öffnungszeiten: April bis September
täglich 10:00 - 16:00 Uhr. Der Meteorologe Jörg Kachelmann betreibt am Leuchtturm eine externe
Wetterstation. Die Messgeräte im Leuchtturm werden seit 2007 von
Jörg Kachelmanns Kollegen im Hafengebäude von Kloster ausgewertet.
Auf dem Südhaken von Hiddensee, der auch Gellen genannt wird, steht
noch ein 12m hoher Eisenturm mit einem Leit- und
Quermarkenfeuer.
Geschiche
Laut den Akten des Stralsunder Archivs stand bereits seit
1306 auf dem Südteil der Insel Hiddensee das erste Leuchtfeuer, eine
"Luchte" (Leuchte),
dessen Unterhaltung und Wartung der Abt des dortigen Klosters St.
Nicolai übernahm.
Als Lichtquellen dienten Holzfeuer und Kerzen. In der Urkunde steht, dass das Feuer regelrecht
brennen sollte von Mariä Geburt bis Walpurgis, das ist vom 8.
September bis 1. Mai. Das Feuer ist wahrscheinlich im
Dreißigjährigen Kriege ausgegangen. Auf der Karte von Pommern von E. Lubini,
die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erschienen ist, ist
das Feuer noch angegeben. Erst 1888 wurde auf dem nördlichen Teil
der Insel ein Turm erbaut, der einen Fresnelschen Apparat zweiter
Ordnung erhielt. Der Leuchtturm Dornbusch ist als Motiv auf der 25 Pfennig
Sonderbiefmarke der DDR aus dem Jahr 1975 abgebildet. Im Jahr 2009
brachte die Deutsche Post AG eine 55 Cent Briefmarke heraus, wo der
Leuchtturm Dornbusch dargestellt wird. So geht der Leuchtturm in Form von
Briefmarken um den ganzen Globus.
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