Ein Kompass ist ein Gerät zur Orientierung nach den Himmelsrichtungen. Schon
sehr früh wurde der erste Kompass verwendet, vermutlich erstmals bei den
Chinesen – eine einfache Art von Magnetkompass in Form einer magnetischen Nadel,
die in einem schwimmenden Strohhalm steckte.
Magnetkompass:
Der Magnetkompass zeigt den magnetischen Kurs bzw. die Peilung an. Der
Globus ist von einem Magnetfeld umgeben. Dies entsteht dadurch, dass sich im
Inneren flüssiges Eisen befindet, das beim Fließen ein Magnetfeld erzeugt. Der
Nordpol des Magnetfelds liegt nahe dem des geografischen Nordpols. Eine
Kompassnadel zeigt daher (ungefähr) die Richtung nach Norden an. Der älteste
aufgezeichnete Beleg über den Gebrauch eines Kompasses in Europa stammt aus dem
Jahr 1190 von Hugnes de Bercy. Durch den Handel mit China, über Venedig und die
arabische Welt, wurde der Magnetkompass im 13. Jahrhundert in Europa bekannt. Im
Mittelmeerraum wurde zunächst eine Kompassnadel verwendet, die an einem Stift
hing, der wiederum an einer Scheibe mit Einteilungen in die Himmelsrichtungen,
der Kompassrose, befestigt war. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde die
kardanische Aufhängung eingeführt, die die Seetüchtigkeit erhöhte. Mit dem
klassischen Magnetkompass können wir uns orientieren, weil die Erde ein
Magnetfeld hat, das von Süden nach Norden ausgerichtet ist. Die drehbare
Kompassnadel aus ferromagnetischem Material ist auf abriebfeste Edelsteine
gelagert. Sie stellt sich immer entlang des Magnetfeldes ein und dreht sich
reibungsarm über eine Kompassrose. Die gebräuchlichste Form des
Magnetkompasses ist der Flüssigkeitskompass. Seine Kompassschale ist mit einer
Flüssigkeit gefüllt, die die Bewegungen der Kompassscheibe dämpft. Die
Kompassscheibe besteht aus der Rosette, dem Schwimmer und dem Magnetnadelsystem.
Die Kompassrose und das Nadelsystem sind am Schwimmer befestigt. Dessen Auftrieb
in der Flüssigkeit verringert die Reibung der Scheibe am Stift. Gleichzeitig dämpft die Flüssigkeit die Bewegung,
sodass der Kompass auch bei rauer See ruhig bleibt. Das Nadelsystem kann aus
einem Paar Stabmagneten oder einem ringförmigen Magneten bestehen. Bei einem
mechanischen Schiffskompass ist anstatt des Zeigers eine in einer Flüssigkeit
schwimmende Kreisscheibe mit Gradeinteilung (Rose) eingebaut. Da die Kompassrose
sich dreht, liest man die Richtung an einer Markierung (Steuerstrich) am Gehäuse
ab.

Kompassrose
Bis zum Mittelalter stellten Windrosen Windrichtungen dar und dienten zur
Darstellung von Windsystemen mit meistens zwölf oder acht Winden. Erst im
Spätmittelalter entstand die moderne Windrose (Kompassrose), die in Karten und
auf Kompassen die Himmelsrichtungen anzeigt. Die Windrosen zeigten bis zu 32
Himmelsrichtungen an. Die Kompassrose ist eine bewegliche Kompassscheibe mit der
Darstellung von Himmelsrichtungen.
Stricheinteilung
Die Kompassrose ist in 32 Striche unterteilt. Die Himmelsrichtungen sind Nord,
Süd, Ost und West. Dazwischen liegen die Interkardinallinien NO, SO, SW und NW.
Zwischen den Himmelsrichtungen und den Interkardinallinien liegen die Linien
NNO, ONO, OSO, SSO, SSW, WSW, WNW und NNW. Die Abstände zwischen diesen Linien
werden in weitere Linien unterteilt, sodass sich für einen Vollkreis insgesamt
32 Striche ergeben. Im Uhrzeigersinn von Norden aus erhält man: NzO (Nord zu
Ost), NNO, NOzN (Nordost zu Nord), NO, NOzO (Nordost zu Ost), ONO, OzN, O, OzS
usw. Ein nautischer Strich = 1/32 Vollwinkel, also 360° = 32 Strich, 1 Strich = 11,25°.
Grad
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Abk.
|
Bedeutung
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 |
0°
|
N
|
Nord
|
11,25°
|
NzO
|
Nord zu Ost
|
22,50°
|
N·NO
|
Nord·Nordost
|
33,75°
|
NOzN
|
Nordost zu Nord
|
45°
|
NO
|
Nordost
|
56,25°
|
NOzO
|
Nordost zu Ost
|
67,50°
|
O·NO
|
Ost·Nordost
|
78,75°
|
OzN
|
Ost zu Nord
|
90°
|
O
|
Ost
|
101,25°
|
OzS
|
Ost zu Süd
|
112,50°
|
O·SO
|
Ost·Südost
|
123,75°
|
SOzO
|
Südost zu Ost
|
135°
|
SO
|
Südost
|
146,25°
|
SOzS
|
Südost zu Süd
|
157,50°
|
S·SO
|
Süd·Südost
|
168,75°
|
SzO
|
Süd zu Ost
|
180°
|
S
|
Süd
|
191,25°
|
SzW
|
Süd zu West
|
202,50°
|
S·SW
|
Süd·Südwest
|
213,75°
|
SWzS
|
Südwest zu Süd
|
225°
|
SW
|
Südwest
|
236,25°
|
SWzW
|
Südwest zu West
|
247,50°
|
W·SW
|
West·Südwest
|
258,75°
|
WzS
|
West zu Süd
|
270°
|
W
|
West
|
281,25°
|
WzN
|
West zu Nord
|
292,50°
|
W·NW
|
West·Nordwest
|
303,75°
|
NWzW
|
Nordwest zu West
|
315°
|
NW
|
Nordwest
|
326,25°
|
NWzN
|
Nordwest zu Nord
|
337,50°
|
N·NW
|
Nord·Nordwest
|
348,75°
|
NzW
|
Nord zu West
|
360°
|
N
|
Nord
|
Die Einteilung in nautische Striche wird heute nicht mehr verwendet, außer in
bestimmten Fällen, wie bei Seitenpeilungen zur groben Richtungsangabe oder beim
Abstrahlwinkel einer Schiffslaterne: Eine Seitenlaterne hat einen Abstrahlwinkel
"vom Bug bis zwei Striche achtern".
Abweichung (Deviation)
Der Unterschied des magnetischen und des geografischen Nordpols wird als
Ablenkung bezeichnet. Richtung und Ausmaß der Abweichung variieren im Laufe der
Zeit und sind an verschiedenen Orten unterschiedlich. Im 19. Jahrhundert betrug
die Abweichung in unseren Breitengraden bis zu 20 Grad West. Karten und
Seekarten dieser Zeit wurden nach der Kompassrichtung gezeichnet, d. h. der
magnetische Norden lag oben und der geografische Norden schräg nach links. Heute
liegt die Abweichung in unseren Breitengraden bei nahezu Null. Um einen
(geografisch) korrekten Kurs oder eine korrekte Peilung zu erhalten, muss man
den Wert der Abweichung an seinem Standort kennen. Als man im 19.
Jahrhundert begann, Schiffe aus Eisen zu bauen, entdeckte man, dass der Rumpf
die Kompassnadel beeinflusste. Diese sogenannte Abweichung wird in Größe und
Richtung durch den Kurs des Schiffes beeinflusst. Bei einem Eisenrumpf kann die
Abweichung leicht 20 Grad oder mehr betragen. Die Abweichung wird in
Winkelgrad gemessen. Liegt der Kompass-Nord rechts (östlich) vom magnetischen
Norden, spricht man von östlicher Abweichung oder Plus. Liegt der Kompass-Nord
links (westlich) vom magnetischen Norden, spricht man von westlicher Abweichung
oder Minus. Die Deviationstabelle, die für jeden Magnetkompass an Bord eines
Schiffes vorhanden sein sollte, gibt die Abweichung pro zehntel Grad der
Kompassrichtung an. Die Abweichung kann durch Deviation des Kompasses
verringert werden, d. h. durch Anpassung der Position und Stärke kleiner
Deviationsmagnete in der Nähe des Kompasses. Die Abweichung kann auch durch
Entmagnetisierung des Schiffes verringert werden. Beim Queren von
Hochspannungs-Gleichstromkabeln, die in geringen Wassertiefen verlegt wurden,
können beträchtliche Ablenkungen der Magnetkompasse auftreten. Daher sollte man
die Kabeltrasse möglichst zügig und im rechten Winkel zu den Leitungen
überqueren. Magnetkompass-Steueranlagen sollten vor dem Queren des Kabels
ausgeschaltet werden.
Fluxgate-Kompass
Fluxgate-Kompasse messen die erdmagnetischen Feldlinien. Der Fluxgate-Kompass
arbeitet wie ein vom Erdmagnetismus gesteuertes Ventil. Anstatt mit Magneten ist
dieser Kompass mit zwei kreuzförmig angeordneten weichmagnetische Spulenkernen
versehen, in die so viel Wechselstrom eingespeist wird, bis eine Sättigung des
Magnetfeldes erzielt wird. Die Sensoren sind dabei entlang der Längsachse des
Schiffes angeordnet und mit einem elektronischen Prozessor verbunden, der die
relative Stärke des Erdmagnetfelds misst. Der elektronische Ausgang des
Fluxgate-Kompasses ermöglicht den Anschluss an ein Navigationssystem,
Autopiloten, Kartenplotter oder Radargerät. Der Fluxgate-Kompass wird auch bei
Richtungsmessungen des Erdmagnetfelds mit Raumsonden verwendet.
Kreiselkompass
Doch es gibt auch Kompasse, die sich nicht nach dem Magnetfeld der Erde
sondern nach dem Meridian einstellen. 1904 prüfte der Kieler Wissenschaftler und Erfinder Hermann
Anschütz-Kaempfe den ersten funktionsfähigen Kreiselkompass. Der Kreiselkompass
(Gyrokompass) zeigt den geografisch korrekten Kurs bzw. die Peilung an. Der
Kreiselkompass arbeitet, wie der Name schon sagt, wie ein Kreisel. Der Kreisel
wird von einem Elektromotor mit hoher Drehzahl (bis zu ca. 20.000 Umdrehungen
pro Minute) angetrieben. Der rotierende Kreisel ist dabei so angeordnet, dass
ein Drehmoment auf ihn einwirkt, solange seine Drehrichtung nicht nach Norden
weist. Zeigt die Drehrichtung nach Norden geht das Drehmoment in Richtung Null.
Der Kreiselkompass zeigt nicht die magnetische, sondern die astronomische
Nordrichtung an. Er ist völlig magnetisch unabhängig und kann daher an
beliebiger Stelle an Bord platziert werden. Moderne Kreiselkompasse erreichen
eine Genauigkeit von unter 0,5 Grad.
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