In einer Pressemitteilung des VDR wird darüber berichtet, dass die modernen
Kreuzfahrtschiffe zu den saubersten Schiffen weltweit gehören. Das der NABU da
ganz anderer Meinung ist, liegt in der Natur der Sache, denn er möchte den
natürlichen Lebensraum für Mensch und Tier erhalten. Grundsätzlich ist die
Diskussion über dieses Thema richtig und auch wichtig. Hier treffen zwei
Kontrahenten aufeinander. Auf der einen Seite die Kreuzfahrtenanbieter, die
ihren Kunden zu annehmbaren Preisen Schiffsreisen anbieten und gleichzeitig
einen möglichst hohen Profit erwirtschaften wollen. Auf der anderen Seite der
NABU, der überall in Deutschland Missstände in der Umweltpolitik aufzeigt, aber
nicht immer wirtschaftlich vernünftige Lösungen nennt, um diese zu beheben.
Pro:
Die Reederei AIDA Cruises wirbt z. B. damit, dass ihre neuen Schiffe ein
optimiertes Rumpfdesign, reibungsarme Unterwasserstriche und intelligente
Motorentechnologie besitzen und dadurch weniger Emissionen ausstoßen. Auch die
Beleuchtung mittels Energiesparlampen und LED-Leuchten trägt zum Energiesparen
bei. Die modernen Aida-Schiffe haben ein sehr gutes Abwasserentsorgungssystem
und auch eine Abfallkreislaufwirtschaft mit Müllverbrennung an Bord. Bei TUI
Cruises wird der gesamte Abfall an Bord getrennt und für das Recycling an Land
aufbereitet. Die Reederei Celebrity Cruises rühmt sich durch innovative Technik
an Bord der neuen Kreuzfahrtsschiffe 30 Prozent weniger Energie zu verbrauchen
als andere Schiffe gleicher Art. Die Meyer-Werft betreibt umfangreiche
Forschungen, um noch umweltschonendere Schiffe zu bauen.
Kontra:
Was in dem Pressebericht des VDR nicht erwähnt wird, ist, dass die riesigen
Schiffsmotoren von Wärtsilä, MAN oder Caterpillar zwar Dieselmotoren sind, aber
mit minderwertigem Schweröl betrieben werden, dass bei der Erdölraffinierung als
Rückstandsöl anfällt. Die Treibstofftanks der Kreuzfahrtschiffe werden auf bis
zu 80 Grad vorgeheizt, damit man das teerförmige Schweröl überhaupt umpumpen
kann. Dieses Schweröl hat einen sehr hohen Schwefelanteil. Bei großen Tankern
und Containerschiffen, die über die Weltmeere fahren, wird noch Schweröl mit
einem Schwefelanteil von bis 4,5 % eingesetzt, da dieser Treibstoff sehr billig
ist. Schiffe, die in der Nord- und Ostsee fahren, dürfen z. Zt. nur noch mit
Treibstoff betrieben werden, deren Schwefelgehalt maximal 1% aufweist. Im
Gegensatz dazu enthält Heizöl seit Januar 2008 nur noch einen Schwefelgehalt von
max. 0,001 Prozent. Pkw-Diesel liegen noch weit unter diesem Wert. Erwähnen
möchte ich auch noch, dass je nach Größe des Luxusliners bis zu 200.000 Liter
Schweröl pro Tag verheizt werden.

Fazit:
Alles was sich in den letzten Jahren beim Bau von Kreuzfahrtschiffen getan
hat, ist zwar lobenswert, aber erst wenn die Kreuzfahrtschiffe mit normalem
Schiffsdiesel oder besser noch mit Flüssiggas oder Brennstoffzellen betrieben
werden, würde ich von wirklich umweltfreundlichen Schiffen sprechen. Wenn Diesel
oder Erdgas als Brennstoff verwendet würde, könnten die Emissionen deutlich
reduziert werden. Bei Dieselöl könnten zusätzlich Russfilter eingesetzt werden.
Bei Schweröl setzen sich die Filter sofort zu und sind kaputt. Laut Aussage
eines Verkehrsexperten des Naturschutzbundes würde sich der Preis für eine
zweiwöchige Kreuzfahrt bei Einsatz von Dieselöl als Treibstoff nur etwa um 50
Euro erhöhen. Der Umstieg auf verflüssigtes Erdgas würde sogar noch billiger
sein als Dieselkraftstoff, allerdings mangelt es z. Zt. noch an genügend
Tankstellen. Brennstoffzellen sind eine umweltfreundliche alternative
Energiequelle. Allerdings dauert es noch mindestens 10-20 Jahre, um diese
Technologie auf großen Kreuzfahrtschiffen einzusetzen. Immerhin könnte heute
schon der Einsatz von Brennstoffzellen als Versorgungssystem für Nebenaggregate
in den Häfen zu einer erheblichen Verbesserung der Luftqualität führen.
Ich
beschäftige mich nun schon einige Jahre mit Kreuzfahrtschiffen und bin als Fan
oft beim Ausdocken bzw. bei der Emsüberführung eines Schiffes von der
Meyer-Werft in die Nordsee dabei. Jedes Mal ist es für mich ein neues Erlebnis
und ich bin überwältigt, zu was die Technik heute fähig ist.
31.12.2011
Nachtrag:
Im Jahr 2016 wurde mit der AIDAprima das erste Kreuzfahrtschiff in Betrieb
genommen, das im Hafen mit sauberem Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden
kann. Im September 2017 hat die Meyer-Werft in Papenburg mit der "Aidanova" den
Bau eines neuen Schiffstypen begonnen, der LNG-Tanks an Bord hat und somit
komplett mit Flüssiggas betrieben werden kann. Allerdings müssen die Schiffe
dort, wo kein LNG verfügbar ist, weiterhin Diesel tanken. Nicht nur Aida Cruises,
sondern auch andere Reedereien haben inzwischen eine Vielzahl an Schiffen mit
LNG-Antrieb bestellt. Somit tut sich da doch noch einiges am Markt in Sachen
Umweltschutz.
31.10.2017 |