Die Insel Usedom liegt in der Pommerschen Bucht und ist durch den
Peenestrom im Westen, dem
Stettiner Haff im Süden und der Swine im Osten vom Festland getrennt. Bis auf
einen kleinen Teil im Osten gehört die Insel zu Mecklenburg-Vorpommern. Mit
durchschnittlich rund 1900 Sonnenstunden pro Jahr ist Usedom die sonnenreichste
Region in Deutschland. Wir fahren mit unserem Wohnmobil durch Wälder und vorbei an Binnenseen. Keine
Spur von Jubel und Trubel, dafür ländliche Idylle. Ruhig geht es am
Waldparkplatz Bansin zu, auf den uns ein Stellplatzschild an der Straße
aufmerksam macht. Still, sauber und funktionell, zum Strand ist es nicht weit,
und der im Hochmoor gelegene Mümmelkensee ist einen Spaziergang wert. Die drei Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck sind mit einer rund 6 km
langen Promenade verbunden und bilden mit dem polnischen Świnoujście
(Swinemünde) den Mittelpunkt des touristischen Lebens auf Usedom. Zwischen den
einzelnen Seebrücken auf Usedom verkehren die Adler-Schiffe in regelmäßigen
Abständen und transportieren die Touristen von Seebad zu Seebad. Vor allem in
Heringsdorf hielt sich Kaiser Wilhelm Il. häufig und gern auf. Heute tummeln
sich hier Touristen und Badegäste, angelockt von Noblesse und architektonischem
Prunk. Auch wir sind beeindruckt von den herausgeputzten Bauwerken, allerdings
ist es für unseren Geschmack ein wenig zu voll auf der Promenade.
Kurzer Fotostopp an der Seebrücke von Ahlbeck, die als einziges historisches
Bauwerk dieser Art an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns erhalten blieb –
übrigens auch dank Loriot: Der Humorist nutzte diese Seebrücke 1991 für die
Schlussszene in seinem Film "Papa ante Portas". Der mehr als 100 Jahre alte,
weiße Holzbau mit den vier Türmchen beherbergt ein gut besuchtes Restaurant –
für Touristen ein Muss. Nach dem Besuch der Kaiserbäder steht uns der Sinn
nach Ruhe und Natur. Da sind wir im Hinterland, der so genannten Usedomer
Schweiz, genau richtig. Unser WOMO bleibt auf dem Campingplatz, und wir radeln
vorbei an prächtig blühenden Wiesen und über sanfte Hügel. Rund 1100 Seelen
leben in Benz, einem von Wald und Feldern umgebenen schmucken Dorf. Nicht nur
uns gefällt es hier, auch Otto Niemeyer-Holstein, Altmeister deutscher
Landschaftsmalerei, griff hier einst zu Stift und Skizzenblock. Der ganze Stolz
von Benz ist die um 1830 erbaute Holländerwindmühle, die 1972 in den Besitz des
Landschaftsmalers überging und somit vor dem Verfall gerettet wurde. Rauschende Schilfgürtel, verschwiegene Buchten und jede Menge Wasservögel prägen
den Lieper Winkel, Usedoms stillsten Landstrich. Wir erkunden die flache
Halbinsel einen ganzen Tag lang. Nach einem erfrischenden Bad im Achterwasser
geht's nach Rankwitz. Dort
bestaunen wir Trachten und Fischereigeräte im Museumshof Rankwitz sowie die
älteste Dorfkirche Usedoms in Liepe. In der alten Fischräucherei stehen wir vor
einer schweren Entscheidung: Hering oder Forelle, Aal oder Heilbutt? Nach
eingehender Beratung entscheiden wir uns für Räucheraal nach altem Hausrezept.
Wir schwelgen im siebten kulinarischen Himmel. Danach ziehen wir mit unserem
WOMO um, vom Süden in den Norden. Hier locken fünf Campingsterne auf dem
Familienplatz Pommernland in Zinnowitz. Von Seebrücke aus werden Ausflugsfahrten
nach Rügen, Bornholm und Swinemünde angeboten.
Usedoms Norden ist das richtige Ziel für ruhige Tage. Der breite Sandstrand der Usedomer
Ostseeküste erstreckt sich mit einer Länge von 42 km von Peenemünde im
Nordwesten bis nach Swinemünde im Osten der Insel. Die einzige Ausnahme
bilden Peenemünde und Zinnowitz selbst.
Mit seiner so genannten Blechbüchse, dem gelben Theater in Zinnowitz, hat sich
der Ort zum kulturellen Zentrum der Insel gemausert. Die Vineta-Festspiele,
multimediales Open-Air-Theaterspektakel, locken jedes Jahr Tausende Besucher an.
Erzählt wird eine Episode aus der legendenumwobenen Stadt. Steilküste,
Wassertümpel und Feuchtwiesen prägen das Bild der Halbinsel Gnitz, die zum
Radeln geradezu einlädt. Der befestigte Radwanderweg ist 20 Kilometer lang. Wir bewundern in Netzelkow die turmlose,
mittelalterliche Backsteinkirche, auf deren Ostgiebel sich Hahn und Kreuz als
Wetterfahne drehen. Kurz vor Lütow stoßen wir unter einer knorrigen Eiche auf
das einzige Großsteingrab Usedoms. Wissenschaftler datieren es auf mindestens
3.500 Jahre. Am Ortseingang stellen wir unsere Fahrräder ab, um zu Fuß zum
Naturschutzgebiet Südspitze Gnitz zu gelangen. Immer wieder erhaschen wir
traumhafte Ausblicke übers Achterwasser und den Peenestrom. Möwen und Schwäne
begleiten uns auf unserer Wanderung. Und für uns schließt sich hier der Kreis.
Wir haben Usedom in vollen Zügen genossen. Ein Eiland wie im Bilderbuch.
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