Wenn Luftmassen von unterschiedlicher Temperatur in der Atmosphäre aufeinander
treffen, entstehen Hochdruckgebiete und Tiefdruckgebiete. Die aus der Drehung
der Erde entstehende Corioliskraft bringt diese Luftmassen in eine
Kreisbewegung. Nun beginnt der Wind über einer ruhigen Wasseroberfläche zu wehen
und erzeugt kleine Wellen.
In der Anfangsphase treiben die Wellen unterschiedlichster Formen, Größen und
Längen durcheinander. Sie vermischen, überholen sich und verschlucken einander.
Sobald die Parameter eine bestimmte Intensität und Dauer erreicht haben,
organisieren sich die Wellen. Diesen Vorgang nennt man Resonanz. Im
Zusammenspiel von Schwerkraft und Energieübertragung durch den Wind beginnen
sich die Wellen auszubreiten.
Wenn der Wind weiter bläst, beginnen die kleinen Wellen zu wachsen. Dieses
Wachstum wird durch drei Faktoren bestimmt: Windstärke, Dauer des Windes und
Größe der Meeresoberfläche, über die er weht. Diese vom Wind bewegte Oberfläche
nennt man die Windwirklänge. Aus ihr entsteht die zukünftige Dünung (Schwell),
die sich nun eigenständig fortpflanzt. Je größer die drei Parameter sind, desto
größer wird die Dünung. Auf ihrem Weg werden die Dünungswellen immer flacher und
länger, die Wellenhöhe ab und die Wellenlänge zu. Wie viele tausend Kilometer
die Küste auch entfernt sein mag, die größten Dünungswellen werden sie erreichen
und daran zerschellen. So wird aus einem Tiefdruckgebiet in der Antarktis nach
einer Strecke von vielen tausend Kilometern zwei Wochen später eine lange Dünung an der
Küste vor Nordamerika. Treffen sich Dünungen aus unterschiedlichen Richtungen, kommt
es zu einer Kreuzsee mit teils plötzlich sehr hohen Einzelwellen.
Vom Augenblick der Entstehung einer Welle bis zum Moment, in dem sie bricht und
vergeht, unterliegt sie dem komplexen Spiel der Elemente. Sie entsteht klein,
beginnt zu laufen, wird zur Dünung, legt weite
Strecken zurück und ändert sich wieder, sobald sie sich der Küste nähert. Nach
einem langen Lauf endet eine im Chaos des Sturms geborene Welle mit gewaltigem
Brechen an der Küste. Wenn eine Dünung den Flachwasserbereich erreicht, bekommen
die Wellenböden Kontakt zum Meeresboden, also Grundberührung, und man spricht
dann von einer Grundsee.
Die Dünung transportiert kein Wasser, es bleibt an Ort und Stelle. Wenn man eine
Boje aufs Wasser setzt, tanzt diese nur nach oben und unten, während sich die
Wellenbewegung darunter fortpflanzt. Das Wasser, das von einer Welle durchlaufen
wird, beschreibt nur eine kreisförmige Bewegung und kommt fast genau an
derselben Stelle wieder an. Die Dünung ist also eine Welle, die nur Energie
transportiert, aber keine Materie. Auf dem Wasser schwimmende Ölflecken werden
nicht von den Wellen fortgetragen, sondern allein durch die vom Wind in diesem
Gebiet verursachte Oberflächenströmung mitgenommen.
Video von der Dünung am Nordstrand von Norderney
Unterschied zwischen dem Rollen und Stampfen eines Schiffes
Das Rollen eines Schiffes sind die seitlichen Bewegungen. Das
Stampfen eines Schiffes ist die Bewegung des Schiffes in Längsrichtung.
Hervorgerufen vom Seegang und der Dünung kommt jedes Schiff in Bewegung. Wenn
die Dünung von der Seite, also quer einläuft und noch stärker, wenn die See von
Achtern kommt, dann kommt das Schiff ins Rollen. Das Stampfen des Schiffes ist,
wenn die Dünung von voraus kommt, man quasi mit dem Schiff in den Seegang
hineinfährt.
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