Grundwasserbeschaffenheit in Hamminkeln

Fallende Grundwasserstände

In Dürrejahren sinkt der Grundwasserspiegel ab und steigt in regenreichen Jahren wieder an. Die Grundwasserneubildung ist tendenziell aber rückläufig. Die Grundwasserstände verringern sich durch größere Versiegelung der Flächen sowie höhere Temperaturen, wodurch die Verdunstung gesteigert wird. Zusätzlich erfolgt bei höheren Temperaturen eine größere Grundwasserentnahme für die Bewässerung der Gärten und Äcker. Der Trend zeigt, dass in Zukunft dringend mehr Regenwasser versickert werden muss, um Wasserknappheit zu verhindern. Ein Mangel an Grundwasser kann zu Problemen bei der Bewässerung von Äckern führen.

Auf dem Hamminkelner Stadtgebiet werden der Grundwasserspiegel und die Grundwasserqualität vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz mit einem Messnetz aus 12 Beobachtungsrohren und Brunnen überwacht.

Messstellen-ID Messstellen-Name Ortsteil Turnus Wasserstand Grundwasserkörper
40401005 Bislicher Wald 42_neu Hamminkeln monatlich 928_01
40100480 Brünen 132 Brünen monatlich 928_01
40100492 Brünen 133 Brünen halbjährlich 928_01
40201508 Dingden 49 Dingden monatlich 928_17
40205010 Elsholtweg Loikum halbjährlich 928_01
40206038 Gertendorfer Weg Brünen täglich 928_01
40100182 Hamminkeln 27 Hamminkeln täglich 928_01
40006992 LGD Brünen 01 Brünen täglich 928_17
40000047 LGD Dingden 01 Dingden täglich 928_01
40100250 Mehrhoog 41 Mehrhoog halbjährlich 928_01
40205034 Telgerhuck Brünen monatlich 928_01
40100169 Wertherbruch 21 Wertherbruch monatlich 928_01

Die Grundwasserflurabstände zwischen den einzelnen Messstellen liegen überwiegend bei unter zwei Metern. Damit man die einzelnen Pegel miteinander vergleichen kann, werden die Höhenstände nicht unter Flurhöhe, sondern in Meter über Meeresspiegel (mHNH) angegeben.
Die Teileinzugsgebiete der großen Flüsse wurden nach hydraulischen Grenzen und hydrogeologischen Kriterien in sogenannte Grundwasserkörper abgegrenzt. Die Messstelle 'Hamminkeln 27' neben der alten Dorfschule überwacht den Grundwasserspiegel mittig im Grundwasserkörper Nr. 928_01. Dieser liegt im niederrheinischen Tertiär-Becken mit einer Ausdehnung von über 188 km². Der Grundwasserkörper besteht vorwiegend aus bis zu ca. 35 m mächtigen Sanden und silikatischen Kiesen der Nieder- und Mittelterrasse sowie des älteren Pleistozäns. Die Niederung des Rheins und die Issel-Talsandebene sind Porengrundwasserleiter mit hoher Durchlässigkeit. Bis das Regenwasser beim Grundwasser ankommt, dauert es je nach Grundwassermessstelle Hamminkeln 27Ausprägung der Grundwasserüberdeckung meist mehrere Tage oder Wochen. Das Grundwasser tritt von Osten her in den Grundwasserkörper ein und strömt in westliche Richtung zum Rhein hin. Dabei wird streckenweise die Issel unterströmt.
Da der Wasserstand an der Messstelle 'Hamminkeln 27' täglich gemessen wird, wäre eine manuelle Messung mit Lot zu aufwendig. Um die täglichen Messstellenbesuche zu sparen, hat man in dem Pegelrohr eine elektronische Druckmesssonde mit integriertem Funkdatenlogger verbaut, der täglich den aktuellen Wasserstand übermittelt. Die Energieversorgung erfolgt mit einer langlebigen Lithiumbatterie.
Bei dieser Grundwassermessstelle liegt eine besonders lange Zeitreihe vor. Durch die langfristigen Messreihen kann die Grundwassersituation zuverlässig beurteilt werden.
Der niedrigste Tageswert lag bei 18,65 mHNH, der höchste Tageswert bei 21,22 mHNH. Bei den Höchstwerten häufen sich die Werte aus den 1960er Jahren. Bei den Tiefstständen ist 2018 samt 2019 eine der wärmsten und trockensten Perioden seit Messbeginn in NRW. Das bisher nasseste Jahr 2023 beendete mit erheblichen Regenfällen die durch die trockenen Jahre ab 2018 aufgetretenen Tiefststände zum Teil sehr deutlich.
Die Grafik zeigt die Min, Max und Jahresmittelwerte des Grundwasserstandes an der Messstation 'Hamminkeln 27'. In den vergangenen Jahrzehnten wurden Grundwasserspiegelschwankungen von ca. 2,0 m im Jahresverlauf festgestellt. Die Daten der Grafik wurden vom LANUV übernommen.

Grundwasserstände Hamminkeln

Flächenversiegelung verringert Grundwasserstände

Obwohl in der Zeitreihe der letzten 80 Jahre die mittlere jährliche Niederschlagsmenge in NRW leicht zunahm, ist der Grundwasserspiegel im gleichen Zeitraum gesunken. Die Gründe liegen einerseits in der immer größeren Versiegelung der Flächen, andererseits in den ansteigenden Temperaturen und damit größerer Verdunstung des Regenwassers. Die Grafik zeigt die Niederschlagsmengen in NRW ab 1943 und in Hamminkeln ab 2017.

Niederschlagsmenge NRW

Öffentliche Parkplätze in der Stadt sind meist vollständig versiegelt und das Regenwasser wird dort in die Kanalisation abgeleitet anstatt in den Boden zu versickern. Dieses abgeleitete Regenwasser fließt dann zum Klärwerk und von dort über die Issel ins Meer. Hamminkeln hat sich das Ziel gesetzt, mit Entsiegelungsprojekten die Versickerung von Regenwasser zu stärken, um das Risiko von Überschwemmungen bei Starkregen zu reduzieren. Für die Entsiegelungsmaßnahmen hat die Stadt 864.000 € Fördergelder erhalten.
Entsiegelte Flächen haben einen sehr positiven Einfluss auf die Wasserbilanz und das Abflussverhalten. Eine wichtige Rolle bei den Entsiegelungsmaßnahmen spielen auch planungsrechtliche Regelungen bei Neubauten.
Auf Baugrundstücken sollte anfallendes Niederschlagswasser nach Möglichkeit vor Ort versickern. Bei lehmigen oder bindigen Böden sollten diese im Bereich der Versickerungsanlagen entfernt und ein gut durchlässiger Bodenaustausch aus Kiessand eingebaut werden. Zufahrten zu Garagen, Carports und Stellplätzen sollten möglichst kurz geplant werden, um unnötige Flächenversiegelungen zu vermeiden. Erschließungsflächen wie Garagenzufahrten oder Abstellflächen sollten in Zukunft mit wasserdurchlässigen Belägen wie z. B. Rasengittersteinen versehen werden, damit das anfallende Niederschlagswasser versickert. Wenn das Niederschlagswasser über Rigole geleitet wird, kann es langsamer versickern.
Außerdem sollten Garagendächer mit einer Vegetationstragschicht begrünt werden, um eine Reduzierung und Verzögerung des Spitzenabflusses durch Retention und Verdunstung des Niederschlagswassers zu erzielen und damit das Risiko für eine Überlastung von Entwässerungssystemen bei Starkregenereignissen zu mindern. Durch all diese Maßnahmen kann der teilweise Verlust der Grundwasserneubildung deutlich gemindert und die Gefahr von Hochwasser bei Starkregenereignissen verkleinert werden.

Probenahme von Grundwasser

Grundwassermessstelle Bislicher WaldIn Hamminkeln gibt es über 50 private und öffentliche Messstellen zur Überwachung des Grundwassers. Das Bild rechts zeigt die Grundwassermessstelle Nr. 040401005 vom LANUV am Bislicher Wald. Sie besteht aus einem äußeren Schutzrohr aus Edelstahl mit einem Durchmesser von 100 mm, das oben zum Schutz vor Vandalismus mit einer Brunnenkappe aus Aluminium verschlossen ist und nur mit einem Inbus- oder Vierkantschlüssel geöffnet werden kann. Die Länge des Pegelrohrs beträgt 8180 mm und die Länge der verfilterten Strecke 3000 mm.
Der Wasserstand wird normalerweise monatlich kontrolliert. Dabei wird bei geöffneter Kappe ein Kabellichtlot in das Pegelrohr herabgelassen. Sobald die Elektrode den Wasserspiegel berührt, wird ein optisches oder akustisches Signal an der Aufrollvorrichtung auslöst und der Wasserstand kann anhand der Länge des Messkabels abgelesen werden. Zur Entnahme einer Wasserprobe wird eine kleine Pumpe in das Pegelrohr heruntergelassen mit der das Wasser entnommen und zur Analyse ins Labor geschickt werden kann.

Grundwasserqualität

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz analysiert das Grundwasser in regelmäßigen Abständen aus sechs Gütemessstellen in Hamminkeln. Dabei werden Parameter wie PH-Wert, Leitfähigkeit, Mineralien, Biozide, Pestizide, Nitrat, Escherichia coli (E. coli-Bakterien) und Enterokokken ermittelt. Außerdem wird eine Multielementanalyse zur Identifikation von Schwermetallen und anderen Elementen durchgeführt. Die Daten werden in der Landesgrundwasserdatenbank ELWAS-WEB gesammelt und ausgewertet, um langfristige Entwicklungen der chemischen Zustände zu analysieren.
Das Ergebnis der Analysen von oberflächennahen Grundwasserproben zeigt Grundwassermessstelle Telgerhukeine erhöhte Nitratbelastung vieler Brunnen in Hamminkeln. Rund 44 Prozent der getesteten Haushaltsbrunnen überschritten in den Jahren 2023-2024 den Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm Nitrat pro Liter. Besonders in Dingden wurden auffallend hohe Nitratwerte im Grundwasser gefunden. Der Spitzenwert lag dort bei 149 mg/l Nitrat.
Dieses Wasser ist nicht mehr zum Trinken geeignet und Hausbesitzer sollten damit auch keine Gartenteiche auffüllen, da es dadurch zur Massenvermehrung von Algen und anschließendem Fischsterben kommen kann. Erhöhte Nitratgehalte im Trinkwasser können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Um nitratbelastetes Grundwasser für den Hausgebrauch verwendbar zu machen, können Umkehrosmoseanlagen, Nanofiltrationsanlagen oder Ionenaustauscher eingesetzt werden.
Der Hauptgrund für die hohe Nitratbelastung ist die intensive Landwirtschaft mit stickstoffhaltigen und organischen Düngemitteln. Für einige Wasserversorger wird es immer aufwendiger, Leitungswasser so aufbereitet zu liefern, das der Grenzwert von 50 mg/l Nitrat nicht überschritten wird. Die 1996 erlassene Düngeverordnung trug jedoch bisher nur geringfügig zur Minderung des Stickstoffüberschusses landwirtschaftlich genutzter Böden bei. Während die Einschätzung der Entwicklungen bei der Grundwasserqualität aufgrund der bisher durchgeführten Maßnahmen sowie zukünftiger anthropogener Entwicklungen (Klimawandel) im Grundwasserkörper 928_01 gleichbleibend ist, haben sich die Indikatoren im Grundwasserkörper 928_17 verschlechtert. Die relevanten landwirtschaftlichen Betriebe wurden von der Landwirtschaftskammer dazu verpflichtet, bis 2027 die Nährstoffauswaschung in der Landwirtschaft weiter zu reduzieren. 

Ein weiteres Problem bei der Grundwasserqualität ist der Abbau von Kies in Baggerseen. Durch die Abtragung der natürlichen Grundwasserüberdeckung wird die Schutzfunktion des Bodens beseitigt und der Grundwasserleiter freigelegt. Infolgedessen können Schmutz und Giftstoffe leichter ins Grundwasser eindringen. Durch den Eintrag von Sauerstoff kann im Grundwasser kein Nitrat mehr abgebaut werden.

Leider ist das Grundwasser in Hamminkeln nicht nur mit Nitrat, Eisengehalt im Grundwassersondern auch mit verschiedenen anderen Stoffen belastet. Ein Problem sind die hohen Eisenwerte im Grundwasser, die durch geologische Ursachen auftreten. Wenn sauerstoffarmes Grundwasser aus dem Boden gepumpt wird, ist es meist klar und unverfärbt. Bei Luftkontakt jedoch oxidiert das Eisen und verleiht dem Wasser eine bräunliche Farbe. Durch hohe Eisengehalte verfärbt sich das Wasser nicht nur bräunlich und hinterlässt hässliche Spuren, sondern es kommt auch zu Ablagerungen an Wasserleitungen und Geräten, die dann einen Nährboden für Keime bilden.
Laut Trinkwasserverordnung gilt ein Grenzwert von 0,2 mg/l. Bis zu 0,8 mg/l Eisen im Trinkwasser sind für den Mensch ungefährlich. Allerdings wurde dieser Grenzwert bei 13,6 Prozent der vom VSR-Gewässerschutz untersuchten Brunnen im Kreis Wesel überschritten, bei 6 Prozent der Proben sogar deutlich.

Coliforme Bakterien oder Keime können durch defekte Abwasserleitungen oder eindringendes Oberflächenwasser nach Starkregenfällen ins Grundwasser transportiert werden.

Eine weitere Gefahr ist PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) im Grundwasser. PFAS werden in Feuerlöschschäumen eingesetzt. In der Vergangenheit gelangte beim Einsatz von Löschschaum rund um die Schill-Kaserne PFAS ins Grundwasser. PFAS beeinträchtigen die Leberfunktion und sie stehen im Verdacht krebserregend zu sein. PFAS sind bis 12.01.2026 von der Untersuchungspflicht in der Trinkwasserverordnung ausgenommen.

Folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Wasserinhaltsstoffe von drei Grundwassermessstellen in Hamminkeln im Jahr 2023. Die giftigen Schwermetalle Blei und Quecksilber konnten in keiner der Proben in einer messbaren Konzentration nachgewiesen werden.

Stoff Bislicher Wald Gertendorfer Weg Telgerhuck Grenzwert Einheit
Aluminium <0,02 0,1 <0,02 0,2 mg/l
Ammonium <0,06 0,2 <0,06 0,5 mg/l
Arsen 0,26 0,7 <0,5 10 μg/l
Barium 0,03 0,1 0,04 1 mg/l
Bor 0,037 0,045 0,043 1 mg/l
Cadmium 0,023 0,09 <0,02 3 μg/l
Chlorid 9 16 31 250 mg/l
Chrom 1,05 <1 <1 50 μg/l
Eisen 0,007 0,11 <0,02 0,2 mg/l
Hydrogencarbonat 190 169 159 - mg/l
Leitfähigkeit (25°) 50 46 64 2790 mg/l
Kupfer <1 2 <1 2000 μg/l
Mangan <0,002 0,032 <0,002 0,05 mg/l
Natrium 7,25 13 15 200 mg/l
Nickel 1,1 2 <1 20 μg/l
Nitrat 54 29 68 50 mg/l
Nitrit <0,07 0,77 <0,07 0,5 mg/l
pH-Wert 6,95 6,7 7,5 6,5 - 9,5 pH
Ortho-Phosphat 0,25 0,1 0,2 0,5 mg/l
Redox-Spannung 374 450 440 200 - 500 mV
Selen 0,001 - - 0,01 mg/l
Sulfat 39 37 76 250 mg/l
Uran 0,33 0,35 0,09 10 μg/l
Zink <0,004 0,149 <0,004 5 mg/l

Bürger können bei der gemeinnützigen Organisation 'VSR-Gewässerschutz' eine Wasserprobe kostenpflichtig auf Nitrat, Eisengehalt, Keime, Legionellen und anderen Schadstoffen analysieren lassen. Infos gibt es unter: https://www.xn--vsr-gewsserschutz-wqb.de/analyse/

Hier gibt es die Trinkwasserdaten für Hamminkeln vom Wasserwerk Wittenhorst und Blumenkamp als Download.

Letzte Aktualisierung: 03. September 2025