Der tidefreie Große Hafen ist für Schiffe mit
einem Tiefgang von bis zu 12 Metern durch den Neuen Vorhafen (auch 4. Einfahrt
genannt), die Seeschleuse und die Kaiser-Wilhelm-Brücke, die auseinandergedreht
werden kann, erreichbar.
Im Großen Hafen befindet sich südöstlich der Wiesbadenbrücke eine
Entmagnetisierungsanlage der Deutschen Marine. In unregelmäßigen Abständen sind
hier Schiffe der Marine oder befreundeter Nato-Staaten zu sehen, welche dort
mit Hilfe von Schleppern "Schleife fahren", wie es hier im Volksmund heißt.
Anhand dieses Schleife-Fahrens werden die individuellen Magnetfelder der Schiffe
vermessen und letztendlich mittels Bordtechnik kompensiert.
Die Entmagnetisierung soll helfen, die Bedrohung für Schiffe durch Torpedos und
Seeminen zu verringern, die einen magnetischen Zündmechanismus haben. Der
Zündmechanismus reagiert auf Veränderungen im Magnetfeld und erkennt so Schiffe
und U-Boote.
Auf dem Bild rechts sind die beiden östlichen Marken zu sehen, welche zur
genauen Positionierung der Schiffe in dieser Entmagnetisierungsanlage dienen.
Darüber hinaus gibt es drei weitere Pärchen dieser Markierungen, eines im Westen
des Hafens, beim Columbia Hotel, eines im Bereich des nördlichen Ufers, auf den
Parkplätzen des ehemaligen "Oceanis Erlebniswelten" und eines im Bereich der
Südstrand-Straße, Höhe Senckenberg Institut. Alle Markierungen sind an den vier
Himmelsrichtungen ausgerichtet, um auch gleich die Kompasse justieren zu können.
Im Bereich der Entmagnetisierungsanlage befinden sich auf dem Hafengrund
großflächig Sensoren, weshalb dies auch ein ausgewiesenes Sperrgebiet für die
Schifffahrt ist. Das Schiff wird auf Höhe der sich kreuzenden Linien zwischen
den vier Markierungpärchen Nord-Süd und West-Ost mittels Schlepper auf Position
gehalten, mit dem Zweck das Magnetfeld der Schiffe zu vermessen.
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Ganz nebenbei werden auch die Kompasse justiert.
Bei dem "Compass Adjustment" wird das Schiff ein- oder mehrmals über alle Kurse
gedreht und die Abweichungen in einer Kurve aufgezeichnet.
Beim Entmagnetisieren von Fahrzeugen müssen diese die Flaggen R und U des
internationalen Signalbuchs zeigen.
Neben der Entmagnetisierungsanlage für Schiffe der Deutschen Marine in
Wilhelmshaven befindet sich eine weitere in Kiel.
Entmagnetisierungsanlage im Großen Hafen von Wilhelmshaven
Das Weser-Feuerschiff "Norderney" wurde 1907 auf der Bremer Werft "AG Weser"
gebaut und wies den Schiffen bis 1981 den Weg in die Deutsche Bucht. Das Schiff
ist 52,50 lang, hat eine Breite von 7,80 m und einen Tiefgang von 3,81 m. Die
hohen Unterhaltungskosten von rund einer Millionen DM jährlich brachten das
"AUS" für das Schiff. Es wurde im August 1981 durch eine Großtonne ersetzt. Heute liegt das Feuerschiff im Großen Hafen von Wilhelmshaven am Bontekai und
kann dort besichtigt werden. Mit seinem kräftigen Rot ist es ein Blickfang für
Touristen. An Bord sorgt ein Fisch-Restaurant mit maritimen und regionalen
Spezialitäten für das leibliche Wohl der Besucher. Wer nach dem Essen müde ist,
kann auf dem Feuerschiff gleich eine Koje zum Übernachten buchen. Das Marinemuseum Wilhelmshaven gibt Einblicke in Schifffahrt von heute und
früher. Hier kann man die Geschichte der Seefahrt hautnah erleben. Seit 2010
präsentiert sich das erweiterte Deutsche Marinemuseum mit einer Dauerausstellung
im neuen Gewand.
Das erste Exponat, dem man begegnet, ist ein U-Boot - allerdings ein sehr
kleines. Es ist so klein, dass es seinen zwei Besatzungsangehörigen nicht einmal
Platz zum Ausruhen im Liegen bot. Es ist sogar so klein, dass es in einem
einstöckigen Gebäude Platz findet. Es steht im seltsamen Kontrast zu den großen
Schiffen im Freigelände, die schon bei der Anfahrt unübersehbar sind. Man fragt
sich, wie seine Besatzung früher mehrere Tage darin unterwegs war ohne
Verbindung zum Festland und mit einem höchst riskanten Auftrag.
Nach dem Auftakt
geht es zum weiteren Museumsrundgang, der unter dem Motto
"Menschen-Zeiten-Schiffe" mit der wechselvollen Geschichte der deutschen Marine
im Spiegel der deutschen und internationalen Geschichte vertraut macht. Er
erzählt von ihren wechselnden Aufgaben, von bekannten Offizieren wie Alfred von
Tirpitz und Karl Dönitz ebenso wie von kleinen Leuten, deren Namen keiner mehr
kennt. Er berichtet von stolzen Schiffen wie der Bismarck und dem kleinen
Kreuzer Emden und gibt Einblick in Alltags- und Lebensbedingungen an Bord, aber
auch in die Ausnahmesituation des Kampfes und deckt die Entstehung von Legenden
und Mythen auf.
Der Rundgang endet im Freigelände, wo mehrere Schiffe im Original besichtigt
werden können: Etwa das Unterseeboot U 10 oder der Lenkwaffenzerstörer Mölders,
auf dem 334 Soldaten dienten.
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