Später erfolgte der Einbau von Hanföllampen vor vergoldeten Hohlspiegeln, die
1903 durch elektrische Kohlenbogenlampen, mit Parabolspiegeln ersetzt wurden.
1937 wurde zur weiteren Verbesserung der Sichtweite des Feuers ein
Parabolzylinderspiegel zur Lichtbündelung und Otterblenden als Kennungsgeber eingebaut.
Bei einem Leuchtmittelausfall wurde die 1000W/24V Lampen mit einer
Lampenwechselvorrichtung in den Fokus des Spiegels gedreht.

Am Leuchtfeuerfenster sind noch heute die zwei Otterblenden-Einrichtungen vorhanden. Die linke Seite für
die Kennung Blitz (1 Sek. Schein, 2 Sek. Pause = 3 Sek. Wiederkehr und die rechte Kennung Blitz-Gruppe (2)
9 Sek. An der Wand hängen
eine Trockengleichrichteranlage und zwei Kennungsgeber für die Otterblenden. Der Leuchtturm Travemünde ist der älteste
Leuchtturm an der deutschen Ostseeküste. Er wurde 1922
technisches Kulturdenkmal und steht unter staatlichem
Denkmalschutz. 1972 musste sein Leuchtfeuer ausgeschaltet werden, da der Hochhaus-Neubau am Strand von
Travemünde den Turm abdeckte. Seitdem trägt das Maritim-Hochhaus im
obersten Geschoss das Leuchtfeuer. Der alte Leuchtturm von
Travemünde beherbergt heute auf acht Geschossen ein Schifffahrtszeichen-Museum, das Einblick in die
Geschichte der Leuchtfeuertechnik gibt.

142 Stufen führen in die oberste Etage, wo
man die noch funktionsfähige Leuchtfeueranlage
bewundert kann. Von der Aussichtsplattform hat einen schönen Ausblick auf
den Skandinavienkai und über die Lübecker Bucht.
Besichtigung: Mitte März bis Ende Oktober. Am Turm erinnert eine
Hochwassermarke an das schwere Ostseesturmhochwasser von 1872, das Travemünde heftig zusetzte.
Protokoll
Am Freitag des siebenten April
neunzehnhundertzweiundsiebzig wurde das fünfzehnhundertneununddreißig
erbaute Leuchtfeuer zu Travemünde, welches viele Jahre hindurch der
Schifffahrt sowie der Luftfahrt zur nächtlichen Stunde bei Sturm, Regen
und Nebel den sicheren Weg in den heimatlichen Hafen gezeigt hat, gelöscht.
In Gegenwart der Unterzeichneten wurde das Feuer letztmalig
gegen 18:15 gezündet. Nach Einschaltung des Behelfsfeuers auf der
Lotsenstation wurde das ehrwürdige Wahrzeichen zum letzten Mal für immer
gelöscht.
gezeichnet:
1. Vorsitzende Petersen, Leuchtturmwärter Mayburg und Hoyer |
Geschichte
Das Leuchtfeuer in Travemünde wird in
dem Freibrief von Kaiser Friedrichs II. zwar als "signum"
ausdrückt, doch es gilt als sicher, das mit "signum" nur ein
Leuchtfeuer gemeint sein konnte. Dieses wies Admiral Schultz in seinem Brief vom
Standpunkt des Seemannes überzeugend nach. Dies wohl umso mehr, als in dem
Vertrag vom Jahre 1320 Graf Johann von Holstein die Festung Travemünde mit
Bohlwerk und Leuchtturm der Stadt Lübeck abtritt. Dieser Angabe des damals
vorhandenen Leuchtfeuers entspricht der Aufzeichnung in dem ältesten Lübecker
Kämmereibuch von 1316 bis 1338, welche das Gehalt des Wärters der Leuchte zu
Travemünde angibt. Aus einem anderen
Dokument geht hervor, dass zu dieser Zeit Lichte gebrannt wurden, welche
die Stadt Lübeck zu liefern hatte. Es scheint, dass diese Art der
Befeuerung weit zurückreicht und sich lange erhielt, auch den
damaligen Ansprüchen genügte, denn in dem der Zeit nach nächsten
Schriftstück, das sich im Lübecker Archiv befindet und welches in
einer Reisebeschreibung von 1710 den Travemünder Leuchtturm
beschreibt, sah der Reisende auf dem Turm noch den eisernen
Armleuchter für 12 Lichte, welche nach der Aussage des Wärters
früher gebrannt worden waren und Wachskerzen gewesen sein sollen. Zu
der Zeit dieses Besuches wurden dagegen schon Öllampen verwendet. Es
waren zwei Scheinwerfer von einem Fuß Durchmesser vorhanden, vor
denen je zwei Lampen mit je 2 Dochten brannten, die nur alle 5 bis
6 Stunden "geschürt" wurden. Wir erfahren auch bei dieser
Gelegenheit, dass diese Leuchte 1537 wieder hergestellt wurde,
nachdem der Turm 1534 von den Holsteinern zerstört worden war. Dass die oben erwähnten 12
Kerzen, wie die zwei Scheinwerfer mit vier Lampen eine für die
damaligen Ansprüche genügende Sichtweite ergaben, erklärt sich
daraus, dass das Travemündener Feuer nur einen kleinen Winkel zu
erleuchten hat. Er beträgt auch heute nur 62 Grad, für die heute
nur drei Parabole vorhanden sind.
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Nach der Fertigstellung des Hotels Maritim wurde
in dessen Dachgeschoss ein neues Leuchtfeuer eingerichtet. Bei diesem
Feuer wurde wieder einmal auf das alte Parabolspiegel-Prinzip
zurückgegriffen. Unter einer Gürtellinse für Farbsektoren befindet
sich ein Drehfeuer. Die Wände des Raums, in dem das Drehspiegelfeuer
untergebracht ist, sind schwarz gestrichen, um das Streulicht zu schlucken. Vier jeweils um 90° versetzte Parabolscheinwerfer rotieren auf einer Plattform mit einer
Umdrehzeit von 8 Sekunden. Da jeweils nur zwei gegenüber liegende
Scheinwerfer eingeschaltet sind, erscheint alle 4 Sekunden ein
Blitz. Die beiden anderen Scheinwerfer sind als Reserve vorgesehen.
Der 20 Grad breite weiße Sektor markiert das sichere Fahrwasser, derweil die
beiden roten Sektoren die gefährlichen Regionen anzeigen, wo eventuelle Untiefen
drohen. Am 30. April 1974 wurde das Feuer in 114 m Höhe gezündet und ist
seitdem das höchste Leuchtfeuer in Europa. Das Travemünder Leuchtfeuer ist das
einzige Leuchtfeuer in Deutschland, dass vom Wartungspersonal mit dem Fahrstuhl
zu erreichen ist. Sie brauchen nur wenige Stufen steigen. Am 31. Juli 2019
wurde das gesamte Gebäude an der Trelleborgallee – Maritim-Hotel – unter
Denkmalschutz gestellt.
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