Leuchttürme von der Antike bis zur Neuzeit

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Die Geschichte der Schifffahrt

Die Geschichte der Schifffahrt und der Leuchttürme geht eng mit der des Handels einher. Flüsse und Meere waren schon früh wichtige Transportwege. Auf den Flüssen Euphrat und Tigris sowie auf dem Nil gab es bereits 3000 Jahre vor Christus Schiffsverkehr.
Der regelmäßige Handel zwischen Ägypten und Kreta wird bereits vor 2500 v. Chr. beschrieben. Die Phönizier (aus dem heutigen Libanon) dehnten ihre Herrschaftsgebiete um 1000 v. Chr. über die nordafrikanische Küste aus und reisten weiter über Spanien und Gibraltar nach Cornwall in England, um Zugang zu Silber und Zinn zu erhalten. Zunächst beschafften sie sich diese Metalle über lokale spanische Schiffe, später über eigene.
Die Griechen kolonisierten um 800 v. Chr. Gebiete am Schwarzen Meer. 100 Jahre später gelangten sie auch über die französischen Flüsse Rhone und Seine zu den Minen in Cornwall. Die Griechen waren bis zum Peloponnesischen Krieg im Jahr 401 v. Chr. die damals dominierende Seemacht. Rhodos und später Alexandria, 332 v. Chr. von Kaiser Alexander dem Großen gegründet, wurden zu neuen Handelszentren. Im Jahr 146 v. Chr besiegten die Römer die karthagische Flotte und das Römische Reich mit dem heutigen Italien als Zentrum begann zu wachsen.

Erste nautische Seezeichen

Die frühesten nautischen Markierungen bestanden aus auf dem Festland errichteten Steinhügeln und im Wasser schwimmenden Bojen. Die Bojen bestanden aus Holzstücken, Leuchtturm Pharosdie mit Seilen an einem auf den Boden abgesenkten Stein verankert waren.
Die Verwendung von Seezeichen lässt sich historisch bis etwa 300 v. Chr. zurückverfolgen. Zu dieser Zeit errichteten die Ägypter den berühmtesten Leuchtturm der Antike – den Leuchtturm von Pharos in Alexandria. Nach jüngsten Forschungen war der Turm 110 m hoch. 1600 Jahre hatte er den Meeresbefahrern gedient, bis er im 13. Jahrhundert zur Ruine wurde. Der Leuchtturm Pharos gehört zu den sieben Weltwundern der Antike.
Ruinen anderer Feuertürme finden sich aus allen Jahrhunderten an den verschiedensten Küsten. Ob der griechische Koloss von Rhodos wirklich als Leuchtfeuer diente, ist allerdings ungewiss. Er stand rund 80 Jahre, bis er 224 v. Chr. einstürzte.

Leuchtturmbau

Der Bau von Leuchttürmen begann im östlichen Teil des Mittelmeers. In der Zeit vor Christi Geburt bauten die Phönizier, Ägypter und Römer Türme mit Leuchtfeuern. Sie wurden an den damals wichtigsten Häfen errichtet.
In den folgenden Jahren, bis zum Jahr 300 n. Chr., wurden etwa 200 Leuchttürme gebaut und etwa 30 davon innerhalb des Römischen Reiches. Der älteste und noch in Betrieb befindliche Leuchtturm ist der  Herkulesturm im spanischen A Coruna.
Die Befeuerung erfolgte durch Holzfeuer oder im Freien brennende Fackeln. In den kleineren Hafenleuchttürmen wurden manchmal Öllampen verwendet. Während der Zeit des Römischen Reiches (146 v. Chr. – 478 n. Chr.) nahm die Schifffahrt zu und mehrere Häfen wurden errichtet. Mit der Auflösung des Römischen Reiches wurde auch der Bau von Leuchttürmen eingestellt. Die Leuchttürme verfielen. Die schriftliche Erwähnung von Leuchttürmen wurde eingestellt. Es begann die Zeit, die wir das Mittelalter nennen.
Die frühe Schifffahrt wurde durch das Risiko widriger Winde, die Angst vor Stürmen und die Gefahr, auf Grund zu laufen, gebremst. Zur Orientierung der örtlichen Schifffahrt wurden die ersten Feuer vermutlich an Stränden oder auf Türmen angezündet, die zur Verteidigung der Hafeneinfahrten errichtet wurden. In unruhigen Zeiten wurden sie gelöscht.
Die frühen Seefahrer des Mittelmeers profitierten stark von den Vulkanen Vesuv, Stromboli und Ätna. Bei Tageslicht war der Rauch kilometerweit zu sehen. In den Nächten waren das Leuchten und die Lichtreflexionen auf den Wolken schon von weitem zu sehen. Möglicherweise wurden die Leuchtturmwärter von diesen Naturphänomenen inspiriert.
Hinweise darauf, dass Leuchttürme in Homers Ilias und Odyssee erwähnt wurden, finden sich in Übersetzungen aus dem Griechischen, können aber in den griechischen Originaltexten nicht belegt werden und sind wahrscheinlich eine, wenn auch erfreuliche, Farce.
Etwa zur Zeit von Christi Geburt schrieb der römische Historiker Plinius über den Leuchtturm auf Pharos:

"Der Zweck des Turms besteht darin, durch nachts brennende Feuer ein Warnsignal an die Schiffe zu geben, die sich in benachbarten Gewässern befinden, und ihnen die Einfahrt in den Hafen anzuzeigen. Ähnliche Feuersignale gibt es derzeit an vielen Orten - zum Beispiel in Ostia und Ravenna. Die einzige Gefahr besteht darin, dass diese Feuer, wenn sie ununterbrochen brennen, mit Sternen verwechselt werden können, denn die Feuer haben aus der Ferne ein Aussehen, das den Sternen sehr ähnlich ist."

Nach der Fertigstellung des Pharos-Leuchtturms in Alexandria nahm die Schifffahrt mit der Expansion des Römischen Reiches zu. Sowohl in Afrika als auch in Europa wurden rund um das Mittelmeer Häfen gebaut. Bis zum Schwarzen Meer und Atlantik wurden Leuchttürme errichtet. Leuchttürme aus den 30er Jahren sind definitiv bekannt und waren bereits vor 400 n. Chr. in Betrieb, als das Römische Reich zu zerfallen begann.

Die Hansezeit

Im 12. Jahrhundert erlebte der Handel einen neuen Aufschwung. In Nordeuropa bildeten Kaufleute aus Köln mit den Kaufleuten aus London eine Hanse. Eine Hanse ist eine Interessenverband für seefahrende Kaufleute, in der verschiedene Kaufleute ihre eigenen und gemeinsamen Interessen vertreten. Ziel ist die Schaffung von Handelsstützpunkten und Monopolen.
Nach und nach traten mehrere Städte der Hanse bei. Gleichzeitig entstanden ähnliche Assoziationen auch anderswo im Ostseeraum, z. B. mit Lübeck, Danzig und Visby als Zentren. Ab dem 13. Jahrhundert wurden in den Hansestädten der Ostseeküste Hafenfeuer und Zufahrtsfeuer mit Kerzenlaternen errichtet. Die Hanse erstarkte und erlebte im 14. Jahrhundert ihre Blütezeit. Ende des 15. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts fanden die großen Entdeckungsreisen statt und die Hanse verlor an Bedeutung. Durch die großen Entdeckungen entstand ein seegestützter Welthandel.

Frühe Neuzeit

Eddystone-LeuchtturmUm 1625 wurde auf dem Westturm der Insel Wangerooge ein Feuer betrieben. 1644 errichtete die Stadt Hamburg auf Neuwerk eine Feuerblüse, um die Elbzufahrt abzusichern. Der erste Leuchtturm war der Eddystone-Leuchtturm, der 1698 auf der gleichnamigen Untiefe im Ärmelkanal bei Plymouth errichtet wurde. Der hölzerner Leuchtturm wurde bei einem Sturm im Jahr 1703 ins Meer geschwemmt. Der heutige Leuchtturm Eddystone stammt aus dem 1877.
Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Ostindien-Kompanien mächtige europäische Unternehmen, die für den Handel in ganz Ostasien organisiert waren. Ihr Geschäft basierte auf einem Monopol auf den Import und Verkauf begehrter Produkte wie Gewürze, Tee, Porzellan und Seide. Die wichtigste Voraussetzung waren fracht- und kampffähige Schiffe.
Die Engländer entwickelten das Chronometer, eine Schiffsuhr mit höchster Ganggenauigkeit, die die Zuverlässigkeit bei der Navigation über weite Gewässer revolutionierte. Die Reisen des Engländers Cook in die Antarktis und in den Pazifischen Ozean in den Jahren 1768–79 bilden den Übergang zu einer neuen Ära der Seefahrt, den wissenschaftlichen Expeditionen. Auf seiner letzten Reise hatte Kapitän Cook ein funktionierendes Chronometer dabei, das ihm einen Vorsprung bei der zuverlässigen Positionsbestimmung verschaffte.

Die Entwicklung der Leuchttürme

Die Leuchttürme wurden bis ins 18. Jahrhundert hauptsächlich durch die Verbrennung von Holz oder Kohle betrieben. Talgkerzen und Öllampen waren schwache Lichtquellen, die man nicht weit sehen konnte.
Im Jahr 1784 erfand der Schweizer Argand eine Öllampe mit röhrenförmigem Docht, den Argand-Rundbrenner. Dies revolutionierte den Leuchtturm, da die Spiegeloberfläche nicht verschmiert wurde. Carcel versah den Rundbrenner mit mehreren Dochten, was für eine noch höhere Leuchtkraft sorgte.
Im Jahr 1859 wurde in England mit der Nutzung von Elektrizität (Bogenlicht) begonnen, doch erst mit der 1879 von Edison erfundenen Glühbirne gelang der Durchbruch der Elektrizität für Laternen.
Fortschritte wurden bei der Optik gemacht, die für Leuchttürme verwendet wurde. Die Leistung des Leuchtturms wurde 1752 durch den vom Engländer Hutchinson erfundenen Parabolreflektor erhöht. Aber noch entscheidender waren die 1821 vom Franzosen Augustin Fresnel konstruierten Linsen. Mit einer konvexen Linse im Zentrum, umgeben von prismenartigen Linsenringen, entstanden herstellbare Linsensysteme, die das Leuchtfeuerlicht als parallele Strahlen hoher Helligkeit aussendeten. Cordouan war der erste Leuchtturm mit einem rotierenden Linsenapparat.
Der weltweit erste Senkkastenleuchtturm war der Leuchtturm Roter Sand, der außerhalb von Bremen auf einer Sandbank an der Wesermündung errichtet wurde. Der Caisson wurde an Land gebaut, abgeschleppt und versenkt. Das Caisson-Fundament wurde mit Beton gefüllt und mit einem fünfstöckigen Stahlturm mit Platz für die Besatzung vervollständigt. Das Leuchtfeuer wurde im Herbst 1885 angezündet.
Gustaf Dalén machte zwischen 1906 und 1917 bahnbrechende Erfindungen mit der Acetylenbeleuchtung für Leuchtfeuer. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man, farbiges Glas für die Sektoren der Leuchtfeuer zu verwenden.

Gegenwart

Mehrere Personen haben Erfindungen gemacht, die für Leuchttürme Anwendung fanden. Der Privatmann Gustaf Dalén entwickelte unter anderem die Technologie rund um Acetylen als "Brennstoff" für Leuchttürme sowie die Ausrüstung und Automatisierung der Leuchtturmwartung. Die AGA-Klippventil, ein pulsierendes Ventil für Acetylengas, das Sonnenventil und das leistungsstärkere Dalén-Licht verbessern die Leuchtfeuertechnik enorm.
Durch die neue Technologie konnte der Personalaufwand reduziert und somit Kosten gespart werden. Gleichzeitig wurde der Bau weiterer unbemannter Leuchttürme ermöglicht. Diese Entwicklung setzte sich fort, so dass Feuerschiffe abgezogen und Leuchtturmwärter abgebaut werden konnten. Der Umgang mit den schweren Acetylengasflaschen wurde Schritt für Schritt durch Elektrizität, Solarpaneele und wiederaufladbare Batterien ersetzt. Die Glühbirne wurde durch Leuchtdioden (LEDs) ersetzt. Eisenleuchttürme wurden durch "wartungsfreie" Leuchttürme aus Kunststoff und Edelstahl ersetzt. Die Wartungskosten der Leuchttürme und Leuchtfeuer sanken.
Durch immer weiter entwickelte elektronische Navigationshilfen schwindet die Bedeutung von Leuchttürmen heute immer mehr. Allerdings können sie die visuellen Schifffahrtszeichen nicht vollständig ersetzen. Vor allem beim Ausfall des GPS stellen Leuchttürme und Leuchtfeuer eine unverzichtbare Absicherung dar, weshalb es in Zukunft immer noch Leuchttürme geben wird.

 

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