Schwedische Leuchtturmwärter

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Um ein Leuchtturm-Feuer zu schüren und zu unterhalten, benötigt man Personal und für dieses ein Wohnhaus. Darum hatte früher jeder Leuchtturmstandort einen Leuchtturmwärter. Zwischen 1700 und 1800 wurde das Personal vom Staat eingestellt und entlohnt, der ihm auch die Feuerverantwortung übertragen hatte. Als Leuchtturmwärter wurden vorzugsweise pensionierte Unteroffiziere der Marine angenommen, die sich durch ihre Fähigkeiten und ihr gutes Benehmen auszeichneten und über die erforderliche Kraft und Gesundheit verfügten.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde das Ausschreibungs-System und Lotsenwesen für die Leuchttürme und die Rekrutierung des Personals selbstverantwortlich organisiert.
Bei der Wahl des Platzes für einen neuen Leuchtturm war es ganz wichtig, Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Für einen großen Leuchtturm brauchte man einen Feuermeister, einen Feuerwärter und einen Helfer. Kleinere Leuchttürme hatten eine zweiköpfige Besatzung mit einem Leuchtturmmeister und einem Feuerwärter. Der Leuchtturmmeister hatte die Befehlsgewalt auf dem Platz.
Außer dem Feuerungspersonal lebten auf dem Leuchtturm-Gelände gewöhnlich auch deren Frauen und Kinder. Deshalb mussten bestimmte Plätze gezielt bewohnbar gemacht werden. Die oft begrenzte Fläche stellte große Anforderungen an die Ordnung, die Zusammenarbeit und die Eintracht, damit das soziale Leben funktionieren konnte. Die Männer mussten die Transporte für Proviant und die Post ausführen. Sie jagten und fischten, die Frauen waren mehr an den Leuchtturm gebunden, weil sie den Haushalt besorgten und sich um die Kinder kümmern mussten.
Im Jahr 1835 wurden auch Frauen beschäftigt. So konnte ein Leuchtturm von einer Familie mit Ehemann und Ehefrau verwaltet werden und die schwedische Schifffahrtsverwaltung sparte Geld.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mussten sich die Familien in einem Wohnhaus mit zwei Wohnungen zusammendrängen und eventuell mit einer Dachkammer behelfen. Ab 1830 hatten die Wohnhäuser für das Leuchtturmpersonal eine gemeinsame Küche und einen Flur. Später schafften größere und besser ausgestattete Wohnungen eine stufenweise Verbesserung des Wohnstandards. Der eiserne Kochherd wurde 1870 eingeführt. Außerdem benötigte das Wohnhaus ein Wirtschaftsgebäude sowie einen Holz- und Ölschuppen, einen Speisenkeller und eine Toilette.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts kamen auch eine Waschküche und eine Backstube hinzu, die sich die Frauen gewiss schon länger herbeisehnten. Diese wurden zur gemeinsamen Nutzung für alle Familien eingerichtet.
Ein ständiges Problem für die Leuchtturm-Familien war der Schulbesuch der Kinder. Ab 1842 galt die allgemeine Schulpflicht. Die Schulkinder wurden entweder an Land in eine Pension gegeben oder gingen in sogenannte Lotsenkinder-Schulen, welche das Lotsenamt bei kinderreichen Leuchtturm-Familien unterhielt. Der Schulraum wurde in der Nähe des Leuchtturms eingerichtet, oft auf dem Dachboden der Wohnhäuser. Eine Lehrerin, die üblicherweise an mehreren Leuchttürmen Dienst hatte, war für die Ausbildung der Kinder verantwortlich. Die Schulzeiten waren in der Regel kürzer als in der allgemeinen Schule, aber sie waren stattdessen intensiver.
Die Leuchttürme wurden in der Regel hoch und weit sichtbar gebaut, während die Gebäude für das Leuchtturmpersonal an geschützten Stellen entstanden. Die Zeichnungen für die Wohnhäuser wurden vom Lotsenamt erstellt und folgten gewöhnlich einer Vorlage, die den Leuchturm-Standorten ein gleichartiges Aussehen gab. Holzzaun und Fahnenstange gehörten stets dazu.
Das Leuchtturmpersonal gab sich große Mühe, das Land urbar zu machen. Erde wurde zum Leuchtturm gebracht, Bäume gepflanzt und hohe Schutzmauern aus Stein oder aus Holzbrettern wurden gegen die Unbilden des Wetters errichtet.
Die Arbeit des Feuerungspersonals hing davon ab, ob es für ein Steinkohlen- oder für ein Spiegel- oder Linsenfeuer angestellt war. Es war gewiss bedeutend schwieriger, schmutziger und monotoner, ein Steinkohlenfeuer zu unterhalten. Bei Spiegel- oder Linsenfeuern mussten die Lampen, Spiegel oder Linsen täglich gereinigt werden. Ferner mussten die Dochte eingestellt, das Öl nachgefüllt und das Uhrwerk aufgezogen werden. Mindestens einmal im Jahr sollten die Linsen mit Kreide poliert werden. Das Leuchtfeuer wurde eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang angezündet und eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang gelöscht. An dunklen und nebligen Morgen machten sie Ausnahmen und ließen es bis zum vollen Tageslicht brennen. An den Wintertagen, an denen das Eis so weit draußen lag, dass man vom Turm aus kein offenes Wasser sehen konnte, brauchte das Leuchtfeuer überhaupt nicht gezündet werden.
Das stellte bei der Rekrutierung von Personal höhere Anforderungen an technische Kenntnisse, da bei den Feueranlagen durchaus Fehler auftreten konnten. Die Arbeit wurde in Schichten vollzogen. Zu den übrigen Aufgaben des Leuchtturmfeuer-Personals gehörte die Beförderung von Kohle und Öl nach oben zum Kamin im Aufsichtsraum. Bei Bedarf mussten sogar Nebelsignale gegeben werden. Darüber hinaus mussten alle Gebäude, Stege und Brunnen unterhalten werden. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts oblag dem Personal sogar die Wetterbeobachtung.
Ende 1926 zählte das Lotsenamt 101 Leuchtturmwärter, im Jahr 2000 waren es durch die Automatisierung nur noch zwei. Heute sind in Schweden alle Leuchttürme unbemannt, da die Leuchtfeuer von zentraler Stelle überwacht und nur noch bei Bedarf gewartet werden.

 

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