Die Frage nach dem Mittelpunkt Deutschlands ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Der Mittelpunkt von Deutschland oder anderen Ländern kann auf unterschiedlichen,
wissenschaftlichen Berechnungsmethoden festgelegt werden.
So gibt es Mittelpunkte, die mittels Breiten- und Längengraden, dem Schwerpunkt,
dem Schnittpunkt des nördlichsten, südlichsten, östlichsten und westlichsten
Punktes, oder durch die Berechnung eines 3D-Modells bestimmt wurden. So kommt es
auch, dass es in Deutschland die sechs geografischen Mittelpunkte in Besse,
Niederdorla, Flinsberg, Silberhausen, Landstreit und Krebeck gibt. |
Der geographische Mittelpunkt Niedersachsens liegt in dem kleinen Dorf
Hoyerhagen bei der Samtgemeinde Grafschaft Hoya im Landkreis Nienburg/Weser.
Das NDR-Regionalmagazin 'Hallo Niedersachsen' ließ 2001 beim Landesamt für
Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen den genauen Mittelpunkt
errechnen. Zur Ermittlung wurde ein Verfahren zur Schwerpunktbestimmung der
Fläche herangezogen.
Als Kennzeichnung wurde am Wegrand ein von einem Bildhauer angefertigter Stein
auf einen mit Feldsteinen gemauerten Sockel gesetzt, ein Hinweisschild
und eine Fahne mit dem Wappentier Niedersachsens aufgestellt.
Auf der Oberseite des Steins ist ein Kreis mit der Umschrift
"LANDESMITTE NIEDERSACHSEN" eingearbeitet. Auf der senkrechten Seite zur Straße
hin steht auf dem Stein "hallo Niedersachsen". Auf einer zweiten Seite
ist das
Aufstellungsdatum 23.05.2003 eingraviert.
Adresse: Wehrenberg, 27318 Hoyerhagen
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Weitere Mittelpunkte von deutschen Bundesländern
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Der Mittelpunkt von Baden-Württemberg
ist gleich zweimal markiert. Nach der Extremwertberechnungsmethode, bei
der der Mittelwert aus der geographischen Breite des nördlichsten und
südlichsten Punkts und der Mittelwert aus der geographischen Länge des
östlichsten und westlichsten Punkts errechnet wird, liegt der Mittelpunkt
von Baden-Würtemberg in Böblingen. Bei der Berechnung des Schwerpunktes
von Baden-Württemberg liegt der Mittelpunkt in Tübingen. Dieser
Mittelpunkt wird seit 1986 mit einem drei Tonnen schweren Steinkegel auf
einer Lichtung in einem kleinen Wäldchen mit dem Namen Elysium dargestellt.
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Der geografischen Mittelpunkt
von Bayern wurde als Schwerpunkt der Fläche errechnet und befindet sich in
unmittelbarer Nähe der Burg Kipfenberg. 1980 wurde dort ein Findling als
Markstein aufgestellt.
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Der geographische Mittelpunkt
von Berlin wurde 1997 an der Alexandrinenstraße 12–14 mit einer Granitplatte
markiert, die die Koordinaten enthält.
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Der Mittelpunkt von Brandenburg
ist durch eine Edelstahlstehle im Fahrländer See bei Potsdam markiert. In
Ufernähe befindet sich eine Hinweistafel, die den geografischen Mittelpunkt
näher erklärt.
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Im Hamburger Stadtteil
Uhlenhorst, zwischen der St.-Gertrud-Kirche und dem Kuhmühlenteich, liegt
der geographische Mittelpunkt der Hansestadt.
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Der hessische Mittelpunkt
befindet sich direkt am Ortseingang von Mücke-Flensungen, im
Vogelsbergkreis, in einer Kurve der B 276.
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Seit 1983 markiert ein Findling
mit Steinplatte den Mittelpunkt von Rheinland-Pfalz. Die Stelle befindet
sich am Waldrand, etwa 600 Meter nördlich des Ortes Bärenbach und etwa zwei
Kilometer vom Flughafen Frankfurt-Hahn entfernt.
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Im Saarland gibt es wegen
unterschiedlicher Berechnungsmethoden zwei Mittelpunkte. Der geographische
Mittelpunkt liegt in einem Wald der Gemeinde Lebach und ist mit einem
Findling gekennzeichnet. Der geometrische Mittelpunkt des Saarlandes liegt
rund 5,5 km nördlicher in der Gemeinde Eppelborn. In der Nähe wurde eine
Informationstafel aufgestellt.
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Der geografische Mittelpunkt
von Sachsen liegt im Kurort Hartha, im Tharandter Wald. Rund 250 m westlich
der Stelle wurde 1994 zur Kennzeichnung eine Granitstele aufgestellt. Am
physikalischen Schwerpunkt von Sachsen wurde nach der Schwerpunktmethode
berechnet. Er befindet sich im Nossener Ortsteil Deutschenbora und wurde
2010 mit einer Metall-Stele markiert.
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Der geografische Mittelpunkt
Sachsen-Anhalts befindet sich im Westen der Stadt Schönebeck. Der Punkt
wurde in 2010 neu bestimmt und mit einer Infotafel gekennzeichnet.
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In dem Dorf Rockhausen, südlich
von Erfurt, befindet sich der geografische Mittelpunkt von Thüringen. Seit
August 2008 weist ein Markierungsstein darauf hin.

Geographische Extrempunkte
Die Extrempunkte von Deutschland
geben den nördlichsten, östlichsten, südlichsten und westlichsten Punkt des
deutschen Staatsgebietes an.
- Norden:
- Nördlichster Punkt der Seegrenze (Hoheitsgebiet): 55°05′05″ N - 08°19′03″ E
- Nördlichster Landpunkt:
Halbinsel Ellenbogen bei List auf Sylt: 55°03′31″ N - 08°25′03 E
- Nördlichster Landpunkt auf dem Festland:
Rodenäs, Nordfriesland: 54°54′41″ N - 08°40′14″ E
- Süden: "Grenzstein 147" am
Haldenwanger Eck,
ca. 17 km v. Oberstdorf: 47°16′18″ N - 10°10′27" E
- Westen: Am Haus Groevenkamp in Isenbruch,
Gemeinde Selfkant: 51°03′03″ N - 05°51′59″ E
- Osten: In der Gemeinde
Neißeaue, Landkreis Görlitz: 51°16′22″ N - 15°02′37″ E
Der nördlichste Festlandspunkt Deutschlands mit dem Grenzstein 277 liegt an
der deutsch-dänischen Festlandsgrenze in Rodenäs, in Nordfriesland.


Der
westlichste Punkt von
Deutschland liegt am Haus Groevenkamp an der Kreisstraße 1 im Ortsteil Isenbruch
der Gemeinde Selfkant.
Rechts an der Kreisstraße K1, kurz
vor dem Grenzübergang zu den Niederlanden, weist der Grenzstein 309 B mit einer
Bronzetafel auf den westlichsten Punkt Deutschlands hin, den so genannten
Zipfelpunkt.
Die Bronzetafel trägt die Inschrift:
WESTLICHSTER PUNKT
- DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
- DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN
- DER BEZIRKSREGIERUNG KÖLN
- DES KREISES HEINSBERG
- DER GEMEINDE SELFKANT
Allerdings liegt der wirklich
westlichste Punkt Deutschlands mitten in dem kleinen Flüsschen Rodebach. Vom
Parkplatz am Haus Groevenkamp führt ein rund 150 Meter langer Steg die Besucher
bis dorthin, wo eine rote Stange auf einem Podest den tatsächlich westlichsten Punkt der Bundesrepublik
Deutschland markiert.

Geschichte von Selfkant
Am 23. April 1949 kommt der
Selfkant unter niederländische Auftragsverwaltung. Er diente als Pfand für die
Kriegsentschädigungen, die Deutschland zu zahlen hatte. 5500 Selfkänter
erhielten neue Pässe mit dem Eintrag „Wordt behandelt als Nederlander“. Viel hat
es ihnen nicht ausgemacht, waren die Beziehungen doch immer eng geblieben und
die Verständigung im verwandten selfkänter und limburger Dialekt stellte ohnehin
kein Problem dar. In mageren Zeiten profitierten sie von der neuen Situation. In
den nun heimischen Niederlanden gab es Kaffee und Zigaretten, Arbeitsplätze und
neue Straßen, während man gleichzeitig zinslose Wohnungsbaudarlehen aus
Deutschland beziehen konnte. Wahrscheinlich hätten sich viele nach 14 Jahren
Niederlande für einen Verbleib entschieden. Doch 1963 ging Selfkant nach
sechsjähriger Verhandlungszeit und einer Zahlung von 280 Millionen D-Mark an
Deutschland zurück. In der Nacht zum 1. August 1963 gab es eine Aktion, die
ihresgleichen sucht: Häuser, Scheunen und Lastwagen wurden mit Schmuggelware
vollgestopft. Vor allem niederländische und deutsche Geschäftsleute waren
fleißig bei der Sache. Als die Grenze um Mitternacht fiel, wechselten Kaffe und
Zigaretten tonnenweise das Land, ganz ohne Bewegung und zollfrei. Seit 1989 sind
die Zollhäuser zu und die Grenzen offen.

Die deutsch-niederländische Grenze
am Westzipfel hat einen Zacken. Hier steht das Haus, das einst dem Kohlehändler
Pier Craene gehörte. Der sah sich nach der Rückgabe des Selfkants an Deutschland
durch die neue Grenzziehung just von seinem angrenzenden Kohleschuppen getrennt.
Die Grenzregulierung mit Zickzack vereinte Haus und Schuppen und schlug sie dem
niederländischen Gebiet zu.
Zipfelbund
Die nördlichst gelegene Gemeinde
Deutschlands, List auf Sylt, die östlichste Stadt Görlitz, die südlichste Stadt
Oberstdorf und die westlichst gelegene Gemeinde Selfkant haben sich 1999 zu
einem sogenannten Zipfelbund zusammengeschlossen, wobei mit dem Begriff "Zipfel"
ein aus einem Territorium eines Landes hervorragendes Gebiet benannt wird.
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