Den Titel des "Tiefsten Geländepunktes" mit 2,30 Meter unter Meeresniveau
(tiefste natürliche Landstelle) Deutschlands wird der Ortschaft Freepsum
(Gemeinde Krummhörn) mit dem Freepsumer Meer von zwei Orten streitig gemacht:
-
von der Gemeinde Bunde im Rheiderland (ebenfalls Ostfriesland) mit dem Wynhamster Kolk
sowie
-
von der Gemeinde Neuendorf im Kreis Steinburg in
Schleswig-Holstein mit einer Landstelle in der Wilster Marsch.
Nach Messungen
des ehemaligen Katasteramtes Aurich wurde der "Tiefste Punkt" 1983 mit 2,30
Meter unter Normal Null (NN), also unter Meeresniveau, in der Nähe von Freepsum
(ehemals Freepsumer Meer) vermessen. Kurze Zeit später beanspruchte die Gemeinde
Bunde den "Tiefste Punkt" am Wynhamster Kolk mit 2,50 Meter unter NN für sich.
An beiden Orten haben 1988 vergleichende Höhenmessungen auf Drängen des
niedersächsischen Landesverwaltungsamtes stattgefunden. Als Ergebnis kam
heraus, dass beide Gemeinden Bunde und Neuendorf kleinere Flächen oder Punkte
mit Höhen – besser Niederungen – von sogar bis zu 2,54 Meter unter NN für
sich beanspruchen können. Das Ergebnis wurde so auch vom Niedersächsischen
Landesamt für Statistik veröffentlicht. Das Landesverwaltungsamt wies seinerzeit
aber auch daraufhin, dass in allen genannten Gebieten Niveauveränderungen von
bis zu 0,3 Meter durch wechselnde Bodenfeuchtigkeit möglich sind. Demnach könnte
bei Freepsum bei ausgeprägter Trockenheit ein Geländeniveau von durchaus 2,60
Meter unter NN festgestellt werden. Die Gemeinde Neuendorf (Wilster Marsch)
hält indes an ihrem Anspruch fest, den tiefsten natürlichen Punkt in Deutschland
zu haben. Allerdings – und das macht den Unterschied zu Bunde und Neuendorf
aus – beruft sich die Gemeinde Krummhörn auf eine katastermäßige Definition, die
der frühere Leiter des ehemaligen Katasteramtes Aurich/Norden Dipl. Ing.
Heinrich Schumacher, für den "Tiefsten Punkt" gefunden hat:
-
Der "Tiefste Punkt" muss in einer Fläche liegen, die seit 200 Jahren landwirtschaftlich genutzt wird.
-
Der Punkt muss hinsichtlich seiner Höhe für eine Fläche von
mindestens einem halben Quadratkilometer entsprechend 50 Hektar typisch sein
(durchschnittliches Geländeniveau).
Die beiden Orte Bunde und Neuendorf erfüllen diese Kriterien nicht. Die dortig
gemesse tiefste Stelle trifft nur auf einen Punkt zu. Die seit 200 Jahren
durchgehend landwirtschaftlich genutzte Fläche von mindestens 115 Hektar
Größe hat eine mittlere Geländelage von zwei Metern unter NN. Von daher hält die Gemeinde Krummhörn an ihrem
"Tiefsten Punkt" südlich der Ortschaft Freepsum (Flur Nr. 3,
Flurstück 35) fest.
Auf einer Infotafel am Mittelweg wird alles zum Thema "Tiefster Punkt" und
Freepsumer Meer erklärt. Neben einer Unterstellhütte sind Tische und Bänke zum
Rasten vorhanden. Man erreicht den tiefsten Punkt zu Fuß oder mit dem Fahrrad
von Freepsum aus über einen rund 750 m langen Feldweg.
Freepsumer Meer-Companie
Vom Freepsumer Meer, der Wasserfläche, ist schon lange nichts mehr zu sehen. Die
etwa 115 Hektar große Fläche wird landwirtschaftlich genutzt und gehört zum
Unterschöpfbezirk im I. Entwässerungsverband Emden mit Sitz in Pewsum.
Zwischen 1611 und 1682 wurde viermal nach niederländischen Vorbildern vergeblich
versucht, das Freepsumer Meer mit Windmühlenkraft trockenzulegen. Am 30. Juli 1771 unterzeichnete Friedrich der Große einen Erbpachtkontrakt über das
Freepsumer Meer mit elf Personen – der Freepsumer Meer-Companie. Die damaligen
Interessenten waren in der Hauptsache Bürger der Stadt Emden und ein Bauer aus
Manslagt. Diese Meer-Companie hatte schon einige Jahre vor der
Kontraktunterzeichnung Erfolge bei dem Bemühen gehabt, das fischreiche
Freepsumer Meer trocken zu legen, um es landwirtschaftlich zu nutzen.
1769 hatte man eine Wasserschöpfmühle gebaut und einen Deich um den bis zu drei Meter
unter dem Meeresspiegel liegenden Binnensee gezogen. Dieser Deich brach aber im
nächsten Winter ein und im darauf folgenden Sommer entstand in der Wassermühle
ein Brand, der sie aber nicht zerstörte. Ein neuer Versuch der Meer-Companie
glückte am 1. Mai 1771. Ab dann war das Meer von der Wasserschöpfmühle trocken
gelegt worden. So konnte 1774 das trockengelegte Land verteilt werden. 1974
trat die Freepsumer Meer-Kompanie ihre Verpflichtungen an den I.
Entwässerungsverband Emden ab und neuen Jahre später auch die verbliebenen
Grundstücke.
Quelle: Die Mündungs- und Unterschöpfungswerke im I.
Entwässerungsverband Emden, 1973. Nach einem Beitrag von Gerhard de Buhr.
-
Der tiefste Punkt der
Niederlande liegt mit -6,74 m NAP in Nieuwerkerk aan den IJssel, nordöstlich
von Rotterdam. Knapp 40% des Landes liegen unter dem Meeresspiegel.
-
Der tiefste Punkt der USA im
Badwater Basin befindet sich 86 Meter unterhalb des Meeresspiegels.
-
Der tiefste Landespunkt der
Welt liegt 413 Meter unter dem Meeresspiegel am Ufer des Toten Meeres.
|