Wir fahren von Stralsund kommend auf dem Rügendamm über den Strelasund auf die
Ostseeinsel Rügen (unser Navigator kennt die neue 3-spurige Rügenbrücke noch
nicht). Auf dem Rügendamm haben sich viele Angler versammelt. Zwischen grünen
und hellgelb leuchtenden Feldern fahren wir Richtung Bergen und weiter nach
Sassnitz, unserem heutigen ersten Ziel. Wir haben gar nicht den Eindruck, auf
einer Insel zu sein. Nachdem wir endlich einen geeigneten Parkplatz für unser
Wohnmobil gefunden haben, laufen wir zum Hafen und machen mit einem
Ausflugsschiff eine Rundfahrt entlang der Kreideküste bis zum Königsstuhl, der
118 m an der Kreideküste emporragt. Auf dem Schiff weht ein kalter Wind.
Während der Rundfahrt erzählt uns ein Besatzungsmitglied viel Wissenswertes über
die Geschichte und über die Entstehung dieser einzigartigen Kreidelandschaft
Rügens. Wieder im Hafen von Sassnitz angekommen spazieren wir noch ein wenig von
der Seebrücke zur Promenade mit den vielen Souvenirboutiquen und Restaurants mit
kulinarischen Spezialitäten. Auf den Speisekarten der Restaurants findet man
logischerweise vor allem Fisch in allen Variationen.
Nach dem Mittagessen im Hafengelände fahren wir auf einer unerwartet kleinen
Straße weiter auf die Halbinsel Jasmund im Nationalpark Jasmund. Bei uns
entgegenkommenden größeren Fahrzeugen sind manchmal nur wenige Zentimeter Platz.
Wir parken auf einer Wiese am gebührenpflichtigen Parkplatz von Hagen mit
separaten Reisemobilstellplätzen, wo wir auch übernachten werden. Von hier
frequentieren Shuttlebusse, die die Besucher bis zum Königsstuhl, dem
berühmtesten Kreidefelsen auf Rügen, fahren. Wir aber laufen den 3 km langen
Wanderweg durch den Buchenwald, vorbei am Herthasee, der Herthaburg, einer
Wallburg aus der Zeit der slawischen Besiedlung Rügens vom 8. bis zum 12.
Jahrhundert, an Mooren, am Erlensumpf und einigen anderen herrlichen Fleckchen
der Natur. Am Königsstuhl angekommen besuchen wir als erstes das
Nationalpark-Zentrum. In der 2.000 qm großen Ausstellung gehen wir auf eine
Zeitreise - beginnend in der Urzeit. Über ein Kopfhörer-System werden wir durch
die Ausstellung geführt. Im Multivisionskino wird uns auf 4 Leinwänden die
Schönheit des Nationalparks Jasmund - zu jeder Tageszeit und in jeder Jahreszeit
dargestellt. Wie ein Seeadler fliegen wir über die Buchenwälder und erleben
dabei die Brandung im Morgenrot.
Nach der Vorstellung gehen wir zu einer großen Plattform auf dem Königsstuhl,
von wo aus wir den weiten Ausblick auf das Meer und die Küstenlinie genießen.
Man steht auf einer Holzkanzel fast senkrecht über dem Strand, von wo die
Menschen wie Ameisen aussehen. Üppige Kiefernwälder säumen die Strände und die
Steilküste ragt hoch in den Himmel. Von hier aus hat man auch einen schönen
Blick auf die Victoria Aussicht, so benannt zu Ehren der Gattin von Kaiser
Wilhelm II, die hier auch weilte. Nach dem weiten Blick über die blaue
Ostsee steigen wir vom Königsstuhl über 412 Holzstufen zu dem steinigen
Küstenstreifen Rügens herunter. Von hier aus sehen die Felsen noch gewaltiger
aus. Von hier unten hat man einen schönen Blick auf den Königsstuhl und die
anderen steil aufragenden Kreideklippen, die sich durch Wind und Wetter laufend
verändern, wovon Erdrutsche, hinab gestürzte Bäume und auch die vielen auf dem
Boden liegenden Kreidebrocken zeugen. Wir laufen ein paar 100 m am Wasser
entlang, wo viele rund geschliffene Steine herumliegen. Aufatmend erreichen wir
schließlich wieder die Höhe und laufen durch den Wald zurück zum Parkplatz. Nach
dem Duschen im Servicehaus lassen wir uns im Bistro noch was Leckeres zubereiten
und gehen danach todmüde ins Bett.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Lohme, am nördlichen Rand der Halbinsel, um
uns dort an der Steilküste umzusehen. Eine steile Treppe führt uns hinunter zum
Hafen. Etwa 100 m östlich vom Hafen liegt etwa 20 m vor dem Strand ein großer
Findling in der Ostsee, der wahrscheinlich mit der letzten Eiszeit von Bornholm
hierher transportiert worden ist. Der Schwanenstein ist mit einem Volumen von 60
m3 der fünftgrößte Findling auf Rügen und wird im Wappen von Lohme stilisiert
dargestellt. Nach einer Sage ist es so, dass auf Rügen die Babys im Sommer vom
Adebar und im Winter vom Schwan gebracht werden. Bis dahin sind die Kinder in
dem Schwanenstein verborgen.
Wir fahren weiter durch den Ort Glowe auf die schmale 12 Kilometer lange Nehrung
Schaabe, wo wir auf einem Parkplatz kurz Rast machen. Ein kurzer Gang zwischen
dem Kieferngehölz zum Strand gibt uns einen Eindruck von diesem schönen
Landschaftsteil. Der feine aufgespülte Sand bildet eine riesige natürliche
Badebucht zwischen den Orten Glowe und Juliusruh.
Bald sind wir in Putgarten, wo wir auf einem einfachen Wohnmobilstellplatz
parken. Alle Touristen müssen ihren Pkw auf dem benachbarten Parkplatz abstellen
und können mit der umweltfreundlichen Arkona-Bahn oder einer Pferdekutsche bis
zum Leuchtturm fahren oder die 4 km hin und zurück laufen. Da wir unsere
Fahrräder dabei haben, benutzen wir diese auch.
Kap Arkona ist nicht nur wegen der guten Aussicht sehenswert, sondern auch wegen
der zwei Leuchttürme, die direkt nebeneinander stehen. Der ältere ging 1828 in
Betrieb und wurde nach Plänen von Karl Friedrich
Schinkel gebaut. Heute wird er
allerdings nicht mehr benutzt. Daneben steht ein modernerer, 35 Meter hoher
Leuchtturm, dessen Blitzfeuer ist noch aus einer Entfernung von 22 Seemeilen zu
sehen ist. Etwas weiter entfernt steht der ehemalige
Marinepeilturm, der seit
1927 als Seefunkfeuer diente. Seine technischen Einrichtungen wurden 1945
zerstört. Alle drei Türme sind für Besucher zur Besichtigung geöffnet. Von den
Plattformen kann man den Blick auf das Kap, die Ostsee und die Kreidefelsen
genießen.
Auf Drängen der Oberen Naturschutzbehörde und des Staatlichen Amtes für Umwelt
und Natur wurde am Kap Arkona ein 40 Meter breiter Küstenschutzstreifen
ausgewiesen. Das alles geschah vor dem Hintergrund des jüngsten Küstenabbruches
an Rügens Nordkap, der Anfang des Jahres unterhalb des Slawischen Burgwalls
beträchtliche Erdmassen in die Tiefe riss.
Sehr informativ war auch die Besichtigung der Marinebunkeranlage der ehemaligen
DDR von Kap Arkona. Tief unter der Erde befindet sich ein 2000 Quadratmeter
großes Labyrinth aus Betonstollen. Seit dem 3. Oktober 1990 ist die
Militäranlage stillgelegt.
Wir steigen wieder auf unsere Räder und radeln zurück. Auf halbem Weg biegen wir
links zu dem kleinen Fischerort Vitt ab, den man unbedingt besichtigen sollte.
Mit den idyllisch gelegenen, mit Stroh gedeckten Häuschen des Dorfes, der
Fischräucherei und der urgemütlichen Gaststätte ist es ein wirklicher
Geheimtipp. Von dem kleinen Hafen aus kann man gut die Steilküste und den
Peilturm von Kap Arkona sehen.
Meine Unternehmungslust ist noch nicht gestillt und ich fahre abends noch Mal
allein zum Leuchtturm. Wie ausgestorben war es - alles Touristische hat
geschlossen und auch die Lokale sind nicht mehr geöffnet. Am Kap habe ich dann
noch einen sehr schönen Sonnenuntergang gesehen und natürlich auch fotografiert.
Die Rückfahrt von Rügen verlegen wir auf die Westseite der Insel über
Wiek zur
Wittower Fähre, die die Halbinsel Wittow mit dem Kernland von Rügen verbindet.
Hier ist die Landschaft sehr flach und weniger reizvoll. In Schaprode finden wir
einen Tagesstellplatz für unser WOMO und fahren mit dem nächsten Wassertaxi zur
Insel Hiddensee.
In Kloster angekommen spazieren wir den ca. 1,5 km langen Weg hinauf zum
Leuchtturm an der Nordspitze von Hiddensee. Von der Aussichtsplattform können
wir bei strahlendem Sonnenschein den Ausblick auf die ganze Insel genießen.
Überall leuchtet am Wegesrand der Sanddorn - ein dorniger Strauch mit
gelb-orange gefärbten, vitaminreichen Früchten. Auf dem Rückweg besuchen wir in
Kloster das Gerhart-Hauptmann-Haus und eine kleine Bernsteinwerkstatt. Zusammen
mit dem ausschließlich selbst gesammelten Bernstein verarbeitet der gebürtige
Hiddenseer edle Hölzer, aber auch Treibholz zu Skulpturen, Schmuckstücken und
Wandbildern.
Wir gehen auf der Westseite der Insel ca. 2 km nach Vitte. Unterwegs werden am
überall Wegrand Produkte aus dem Sanddorn angeboten (Sanddornsaft, Sanddornöl,
Sanddorngelee, ja sogar Sanddornseife und Sanddornduschbad). In
Vitte setzen wir
uns bei dem schönen Wetter draußen vor ein Hafenlokal und warten bei einem
großen Alster auf die nächste Fähre, die uns wieder nach Rügen zurückbringt.
Abends genießen wir auf dem Parkplatz ein wenig die Sonne im kühlen Ostseewind.
Am nächsten Morgen geht es, mit einigen eingeplanten Zwischenstopps, weiter nach
Usedom. Diesmal hören wir aber nicht auf den Navigator, sondern folgen den
Schildern nach Stralsund, um so auf die neue Rügenbrücke zu kommen.
Resümierend können wir sagen, dass wir in den 3 Tagen einen ersten positiven
Eindruck von Rügen gewonnen haben. Sicherlich gibt es noch viele
Sehenswürdigkeit auf dieser wunderschönen Insel, die wir noch nicht gesehen
haben, aber unsere Zeit reicht einfach nicht aus, die ganze Insel wirklich
kennen zulernen. Wir haben uns einfach nur einige Rosinen herausgepickt und
werden nochmals wiederkommen. |