Radarketten an der deutschen Küste

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Definition Radar

Radargeräte spielen eine wichtige Rolle für die sichere Navigation von Schiffen, indem sie dem Seefahrer zuverlässige, sicherheitsrelevante Verkehrsinformationen liefern. Radar ermöglicht die Überwachung der Verkehrssituation rund um das Schiff, einschließlich Orientierungspunkten, anderen Schiffen und Seezeichen für die Seefahrt. Radar ist in der Lage, Objekte auch bei schlechten Sichtverhältnissen wie Dunkelheit oder Nebel und mit einigen Einschränkungen sogar bei starkem Niederschlag, Schnee oder Hagel zu erkennen.
Radar (radio detection and ranging) ist ein Echo-Verfahren (richtungsabhängige Laufzeitmessung), das mit Hilfe gebündelter elektromagnetischer Wellen die Entfernung und Richtung reflektierender Gegenstände bestimmt. Bei der extrem hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen (~300.000 km/s) legt ein ausgesandter Puls in einer Mikrosekunde einen Weg von 300 m zurück. Aus der Zeitverschiebung zwischen Senden und Empfangen kann die Entfernung zum Objekt bestimmt werden. Die Richtung wird mit hoher horizontaler Bündelung bestimmt. Mit dem Aneinanderreihen einzelner Messungen berechnet ein Computer die Wegstrecke und die Absolutgeschwindigkeit des Objektes.Radarbild
Das Radargerät ist ein Hilfsmittel für die Ortsbestimmung und die Kollisionsverhütung. Die Reichweite der Radarstrahlen wird durch die Erdkrümmung, die Aufstellung an Bord (Höhe, Umgebung), technische Parameter und ungewöhnliche atmosphärische Verhältnisse beeinflusst.
Ungewöhnliche meteorologische Bedingungen wie Seegang oder starker Regen können die Radaranzeige verschlechtern.
Auch unter den günstigen Bedingungen kann der Abstandsfehler ±1,5% des Messbereichs und der Peilfehler 1° betragen. Radarantwortbaken, die ein Signal aussenden das auf dem Bildschirm sichtbar ist, und Radarreflektoren, die nur das Echo verstärken, erleichtern die Auffindung mit Hilfe des Radargerätes.
Die Wahrscheinlichkeit der Erkennung eines Objekts durch Radar hängt stark von der Stärke der vom Objekt zurück zum Radar reflektierten Radarwelle ab. Allerdings reflektieren nicht alle Objekte die Radarwelle mit der gleichen Intensität. Die Reflexion hängt von Geometrie, Abmessungen, Materialeigenschaften und Rauheit der Oberfläche ab. Große Strukturen, wie große Schiffe, die normalerweise aus Stahl bestehen, eignen sich gut für die Erkennung durch Radar, da fast die gesamte Energie einer einfallenden elektromagnetischen Welle reflektiert wird. Andere Objekte, insbesondere wenn sie aus nichtmetallischen Materialien wie Kunststoff bestehen, reflektieren die elektromagnetische Radarwelle nicht so gut.
Um die Wahrscheinlichkeit der Radarerkennung eines Objekts zu erhöhen und gleichzeitig die Reflexionseigenschaften konsistent und messbar zu machen, kann eine Struktur mit einem Radarreflektor ausgestattet werden. Radarreflektoren sind darauf optimiert, die einfallende Radarwelle mit der höchstmöglichen Intensität zum Radar zurückzureflektieren.
Das 9-GHz-Radar (X-Band), bietet eine bessere azimutale Auflösung und wird im Vergleich zum 3-GHz-Radar (S-Band) häufiger eingesetzt. Das 9-GHz-Radar ist das bevorzugte Radar an Bord von Schiffen. Daher sind die Radarreflektoren für das 9-GHz-Radar optimiert.
Kleinfahrzeuge, insbesondere solche aus Holz oder Kunststoff, reflektieren Radarwellen nur unzureichend. Insbesondere bei Seegang kann die Ortung von Kleinfahrzeugen erschwert sein.
Die aktuellen IMO Leistungsanforderungen für Radaranlagen fordern, dass Radaranlagen, die neu auf Schiffen eingebaut werden und dem SOLAS Übereinkommen unterliegen, mit einer automatischen Zielverfolgungseinrichtung ausgestattet sind.

Geschichtliches

Ein erstes wirklich brauchbares Radarsystem konnte 1940 mit dem Magnetron im U-Bootkrieg eingesetzt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg löste das Radar in der Handelsschifffahrt eine stürmische Entwicklung aus. Fast alle Seeschiffe wurden mit einer Radaranlage ausgestattet. Somit konnten sie auch die engen Zufahrten und schmalen Fahrrinnen zu den Häfen Hamburg, Bremen und Emden passieren.
In den Jahren 1953-1956 beschäftigte man sich nicht nur mit den Radaranlagen an Bord sondern auch mit den Radar-Landanlagen und es wurden Versuche mit personell besetzten Landradarstationen zur zivilen Nutzung an der Elbe und Weser durchgeführt. Die Versuche bestätigten die Möglichkeit der Fahrt bei Nebel mit Hilfe der Landradarstationen. Zwischen 1965 und 1971 wurden die ersten Radarzentralen an Elbe, Weser und Ems offiziell in Betrieb genommen. Die Geräte für die Landradarkette entlang der Elbe wurden von See bis Wedel, für die Weser von See bis Blexen und für die Ems von See bis Emden aufgestellt. Die einzelnen Radarstationen wurden über Richtfunkstrecken mit den Verkehrszentralen verbunden.

Heute verfügt die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes über neun Verkehrszentralen mit einem hochmodernen Verkehrsmanagement, ein Radarnetzwerk mit 46 Radarstationen, ein küstenweites UKW-Sprechfunknetzwerk sowie ein AIS-Netzwerk mit 37 Standorten mit Zulaufsteuerungen der Schiffe zu den deutschen Seehäfen. Bei unsichtigem Wetter beraten die qualifizierten Radarlotsen in den Revierzentralen in drei Schichten rund um die Uhr Kapitäne und Lotsen an Bord der Schiffe. Über den UKW-Funksprechdienst werden zwischen der Zentrale und der Schiffsführung nautische Mitteilungen und Beobachtungen übermittelt. Unter Verträglichkeit verschiedener UKW-Dienste wurde eine Verteilung der Frequenzen auf die einzelnen Seewasserstraßen vorgenommen. Die Technik wird kontinuierlich weiterentwickelt und an die Anforderungen der modernen Schifffahrt angepasst. Die Verkehrszentralen sind auch über Telefon, Telefax und E-Mail erreichbar.

Für die Schifffahrt besonders dringende Nachrichten über Unregelmäßigkeiten der Betonnung und Befeuerung, oder über Schifffahrtshindernisse werden vom Seewarndienst entgegengenommen und der Schifffahrt umgehend als Nautische Warnnachricht über die Küstenfunkstellen bekannt gegeben.

Die Entwicklung digitaler Technologien schreitet weiterhin rasant voran und hat Auswirkungen auf nahezu alle Aspekte der maritimen Industrie, einschließlich maritimer Kommunikation, Navigationshilfen für die Seefahrt und Schiffsverkehrsdienste (VTS). Bei digitalen Technologien geht es um die Erstellung und praktische Nutzung digitaler oder computergestützter Informationen mithilfe von Geräten, Methoden oder Systemen.

Verkehrszentrale Emden mit Radarkette Ems

Die ständig besetzte Verkehrszentrale Ems wurde 1972 im aktuellen Gebäude an der Knock zur ständigen Überwachung des Schiffsverkehrs in der Unterems in Betrieb genommen. Seither wurde die Schifffahrt Radarturm Emdenin der Emsmündung mit den damals sehr modernen Radar- und Funkgeräten in der Radarzentrale Knock bedient. Die Verkehrszentrale Ems ist zuständig von der Emsmündung mit Dollart bis zur Außenems.
Deutschland und die Niederlande bekräftigten ihre Zusammenarbeit im Geiste guter Nachbarschaft durch den Abschluss des gemeinsamen Emsradarvertrages von 1980.
Wie auch bei anderen Systemen veralten die Geräte und entsprechen dann nicht mehr dem Stand der Technik. Auch die Auffassungen über die Zusammenarbeit und über die Art und Weise, wie die Behörden für die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs sorgen müssen, andern sich. Der Schutz der empfindlichen Wattenmeerumwelt stellt hohe Anforderungen an die Genauigkeit der Navigations- und Kommunikationsmittel, die für den Schiffsverkehr auf der Ems und im Wattenmeer zur Verfügung stehen.
Mit dem gründlichen Umbau der Verkehrszentrale und dem Ersatz der technischen Geräte gehört die deutsch-niederlandische Landradarkette Ems mit dem installierten Verkehrssicherungssystem "Atlas VTS 9730" nun wieder zu den modernsten ihrer Art. Die Verkehrszentrale Emden kann über Ems-Traffic auf VHF-Channel 16/15/74 erreicht werden.

Die Radaranlagen der Außenstationen an der Ems werden von der Verkehrszentrale Ems über Richtfunkanlagen fernbedient und überwacht. Zum Verkehrssicherungssystem Ems gehören die fünf unbemannten Außenstationen an der Emsmündung:

  • Radarstation Emden
  • Radarstation auf dem Leuchtturm Wybelsum
  • Radarstation auf dem Leuchtturm Knock
  • Radarstation "Oude Ship“ in Eemshaven (NL)
  • Radarstation auf dem Kleinen Leuchtturm Borkum

Verkehrszentrale Wilhelmshaven

Die VZ Wilhelmshaven ist für das Seegebiet zwischen der Ems und Elbe sowie der Jade bis Wilhelmshaven zuständig.
Da bei einer Verkehrszentrale der Antennenstandort und der Standort der Hauptsichtgeräte getrennt sind, besteht im wesentlichen der Antennenstandort aus der Antenne, dem Radar-Sende/Empfangsgerät und der Signalaufbereitung und Codierung für die Signalübertragung der Richtfunkstrecke manchmal auch einem Kabel. In der Zentrale werden die Signale decodiert und auf Bildschirm-Arbeitsplätzen dargestellt und es erfolgt die Fernbedienung und Überwachung der Außenstationen.
Das technische Konzept für ein Verkehrssicherungssystem äußere Deutsche Bucht, Elbmündung bis zur Oste und die Westküste von Schleswig-Holstein wurde in der VZ Cuxhaven vereint. Für die Radarüberdeckung wurde auf der Außenstation auf dem Leuchtturm Helgoland eine Weitbereichsradaranlage mit einer Reichweite von bis zu 46 Kilometer errichtet. Für die Sprechfunküberdeckung wurde auf dem Leuchtturm Helgoland mit einer UKW-Präzisions-Peilantenne die Küstenfunkstelle "Deutsche Bucht Revier Radio eingerichtet.
Zu der in Wilhelmshaven eingerichteten Verkehrszentrale, international als "Vessel Traffic Service Centre" (VTSC) bezeichnet, gehören die fünf unbemannten Außenstationen:

Verkehrszentrale Bremerhaven

Die Verkehrszentrale des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Weser-Jade-Nordsee befindet sich direkt neben dem Richtfunkturm in Bremerhaven. Sie ist für etwa 107 Stromkilometer auf der Weser (See bis Brake) verantwortlich. Das radarüberwachte Revier beginnt bei Brake - Käseburg) und endet rund acht Kilometer nördlich der Insel Wangerooge, einschließlich des Fahrwassers "Alte Weser". Bei Verlassen des Zuständigkeitsgebiets in Richtung Süden werden die gelenkten Schiffe an die VZ Bremen übergeben.
Die Verkehrszentrale Bremerhaven kann über Bremerhafen Weser Traffic auf VHF-Channel 16/22/02/04/07/05/82/21 erreicht werden. Insgesamt tragen folgende acht unbemannte Radarstationen an der Unter- und Außenweser zum Lagebild im VTS bei:

Verkehrszentrale Bremen

Der Zuständigkeitsbereich der VZ Bremen erstreckt sich auf der Weser von Bremen bis nach Brake, auf der Hunte von Elsfleth bis nach Oldenburg und bis hinein in den Küstenkanal. Insgesamt tragen folgende sieben Radarstationen an der Weser zum lückenlosen Lagebild im VTS bei:

  • Radarturm Lankenau
  • Radarturm Seehausen
  • Radarturm Ochtumersand
  • Radarturm Schönebecker Sand
  • Radarturm Ritzebüttler Sand
  • Radarturm Rönnebeck
  • Radarturm Elsflether Sand

Verkehrszentrale Cuxhaven

Die VZ Cuxhaven ist für die Verkehrssicherung der Elbe von der Elbeansteuerung bis nach Funkmast CuxhavenBrunsbüttel, die Seeraumüberwachung um die Offshore-Windparks in der ausschließlichen Wirtschaftszone und den Seebereich der nordfriesischen Westküste zuständig. Die wichtigste Kontrollzone ist das Verkehrstrennungsgebiet "Elbe Approach", "German Bight Western Approach" und "Terschelling German Bight".
Das Überwachungsgebiet der VZ Cuxhaven ist in folgende drei Sektoren aufgeteilt und können per Funk auf gesonderten Arbeitskanälen angesprochen werden:

VTS-Sector and call sign VHF-Channel
German North Sea Traffic 16/11
West Coast Traffic 16/15
Cuxhaven Elbe Traffic 16/71

Das Bild rechts zeigt den 120 Meter hohen Funkmast der Verkehrszentrale Cuxhaven. Über die montierten Antennen im oberen Teil des Mastes erhalten die Nautiker der VZ die Radarbilder der verschiedenen Radarstationen und AIS der Schiffe.

Verkehrszentrale Brunsbüttel

Der Zuständigkeitsbereich der VZ auf der Schleuseninsel in Brunsbüttel ist die Elbe zwischen Hamburg und Brunsbüttel an der Einmündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe. Außer dem Radar auf der Verkehrszentrale gehören noch folgende sechs unbemannte Außenstationen zur Radarkette Brunsbüttel:

Verkehrszentrale Nord-Ostsee-Kanal

Das Gebäude der VZ Nord-Ostsee-Kanal steht auf der Mittelinsel der großen Schleusen in Brunsbüttel. Die Verkehrszentrale Brunsbüttel informiert, unterstützt und lenkt den Schiffsverkehr im Nord-Ostsee-Kanal.

Verkehrszentrale Travemünde

Der Zuständigkeitsbereich der VZ Travemünde ist das Seegebiet zwischen der Flensburger Förde bis zum Leuchtturm Buk in Mecklenburg-Vorpommern sowie den Zufahrten zu den Häfen. Zur Radarkette Travemünde gehören unter anderem folgende Außenstationen:

Verkehrszentrale Warnemünde

Die VZ Warnemünde überwacht den Schiffsverkehr auf der Ostsee zwischen dem Leuchtturm Buk und der Pommerschen Bucht bis zur polnischen Grenze, sowie die Zufahrt zu den Häfen. Sie ist in dem Gebäude der Lotsenstation auf der Ostseite der Warnow untergebracht. In Warnemünde, Stralsund, Karlshagen, Stubbenkammer und Timmendorf gibt es jeweils UKW-Funkanlagen mit verschiedenen Kanälen.

Radar Vorhafen Ellerholzhafen

Nautische Zentrale Hamburg

Eine Ergänzung zu den Verkehrszentralen ist die Radarkette des Hamburger Hafens mit einer eigenen Zentrale neben dem Lotsenhaus Seemannshöft, 13 unbemannten Radarstationen und einer AIS-Landstation. Eine der Radaranlagen befindet sich auf dem Dach des Lotsenhauses.
Der Überwachungsbereich ist die Unterelbe zwischen Tinsdal und Oortkaten, sowie das gesamte Hafenbecken, das  eine Länge von 40 Kilometer aufweist.
Alle anlaufende Schiffe werden über die Radarkette entlang der Elbe von der nautischen Zentrale erfasst und elektronisch bis zu ihrem Liegeplatz begleitet und von den Nautikern der Hamburg Port Authority (HPA) beraten.

 

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